Überfordert: Sozialsenator Scheele gibt im Hinz&Kunzt-Interview zu, in Sachen öffentlicher Unterbringung „mit dem Rücken an der Wand“ zu stehen. Unterschätzt: Steuerfahnder holen ein Vielfaches ihres Gehalts rein. Überdimensional: Beim Projekt „Hotel Hamburg“ wird die ganze Stadt zur Herberge. Unterwegs: Zufallsreportage aus Rahlstedt. Das und mehr lesen Sie in der Hinz&Kunzt-Maiausgabe
Liebe Leserinnen und Leser,
der Winter ist zu Ende und mit ihm das Winternotprogramm der Stadt. Hunderte von Obdachlosen sind wieder auf der Straße. Die Sozialarbeiter wissen nicht, wohin sie sie vermitteln sollen, weil auch die öffentlichen Unterkünfte voll sind. Und die Stadt kommt nicht mehr hinterher, genügend Unterkünfte für Flüchtlinge und Wohnungslose zu schaffen. „Wir stehen mit dem Rücken an der Wand“, räumt Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) im Gespräch ein. „Wir müssen pro Monat zwischen 300 und 350 neue Plätze schaffen. Pro Monat!“ Durch den Wohnungsbau werde sich der Markt vermutlich entspannen – in ein paar Jahren. Das gelte allerdings noch nicht so bald für die Wohnungslosen. Das Gespräch spiegelt die resignative Haltung wieder, die wir derzeit in der Obdachlosenhilfe wahrnehmen. Aber das darf natürlich nur ein Zwischentief sein. Denn wir dürfen uns mit diesem Status Quo nicht abfinden, sonst sind Tausende von Wohnungslosen und Zuwanderern auf Jahre abgehängt. Und wir verwalten nur das Elend anstatt Menschen herauszuhelfen.
Und natürlich ist eine Annäherung an eine Lösung auch immer eine Frage des Geldes. Wir werden nie verstehen, warum der Senat nicht mehr Steuerbeamte einstellt. Wo doch die Erfahrungen – und unsere Zahlen des Monats – zeigen, dass die Fahnder ein Vielfaches ihres Gehaltes wieder reinholen.
Abschied von Baby Miranda: Den Eltern war im Krankenhaus ihr Neugeborenes weggenommen worden, weil sie obdachlos waren. Darüber und wie die Eltern ihr Baby wieder bekamen, berichteten wir im Februar. Einige Zeit sah es sogar aus, als gäbe es ein Happy End: Das Deutsche Rote Kreuz zahlte der lettischen Familie vorübergehend ein Hotelzimmer und bot ihr an, sie in ein Projekt in Lettland zu vermitteln. Aber die Eltern lehnten ab und reisten aus. Den Kontakt zu ihnen haben wir verloren, hoffen aber, dass es ihnen gut geht. Vor allem der kleinen Miranda: Es kam nämlich heraus, dass sie herzkrank ist.
Zufalls-Reportage: mit einem Dartpfeil haben wir auf einen Stadtplan gezielt – und den Rahlstedter Heestweg getroffen. Wir glauben: Jeder Ort steckt voller Geschichten, wir müssen bloß hinfahren und sie aufsammeln. Das haben wir getan und sind in Rahlstedt in einer Straße gelandet, wo Männer in kurzen Hosen den Rasen mähen, Linienbusse im Minutentakt fahren und Lärmschutzwände den Krach verstärken. Viel Spaß mit unserer Dart-Reportage!
Eine Idee für außergewöhnliche Ferien in diesem Sommer haben wir mit dem Projekt „Hotel Hamburg“ gefunden. Da machen Hamburger Urlaub in der eigenen Stadt – oder besser gesagt: Sie verreisen in der eigenen Stadt. Denn das ist nicht das gleiche, findet Jan Holtmann, der der Regisseur des Projekts und damit quasi der Direktor des größten Hotels der Stadt ist: „Im Urlaub jage ich Bildern hinterher, die ich vorher im Katalog ausgewählt habe. Beim Reisen entstehen Bilder, Erfahrungen und Geschichten, während man unterwegs ist.“ Zum Mitreisen im Juli eingeladen sind alle Hamburger, wie es geht, lesen Sie in der neuen Hinz&Kunzt-Ausgabe.
Ihr Hinz&Kunzt-Team