Bericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes
„Die Armen werden ärmer“

Fast 13 Millionen Menschen in Deutschland sind von Armut betroffen. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Untersuchung des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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15,5 Prozent der Bevölkerung leben nach Angaben des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes unterhalb der Armutsgrenze. In Hamburg sind es sogar 16 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt der Verband nach einer Auswertung von Daten des Statistischen Bundesamtes. „Diese Zahlen belegen, dass die Schere zwischen Arm und Reich in Deutschland weiter auseinanderklafft“, sagt Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbands VdK Deutschland. Der Sozialverband VdK ist einer der zahlreichen Mitgliedsorganisationen des Paritätischen Dachverbandes. Laut Bericht habe die Armutsquote in den vergangenen zwei Jahren bei unter 15 Prozent gelegen. Der aktuelle Anstieg resultiere aus der unüblich hohen Inflation der vergangenen Jahre.

Während das mittlere Einkommen von Menschen unterhalb der Armutsgrenze im Jahr 2020 noch bei 981 Euro im Monat lag, waren es im Jahr 2024 preisbereinigt nur noch 921 Euro. Dagegen nimmt die Zahl der Superreichen, die mehr als 100 Millionen Dollar Finanzvermögen besitzen, laut einer Studie der Boston Consulting Group (BCG) in Deutschland weiter zu. „Die Zahlen belegen, was viele Menschen mit geringem Einkommen schon lange im Alltag spüren: Die Armen werden ärmer“, sagt Joachim Rock, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes.

Ein wirksames Mittel gegen Armut sieht der VdK in einem weiteren Ausbau des sozialen Wohnungsmarktes und der Einführung einer effektiven und dauerhaften Mietpreisbremse. „Außerdem muss die Mehrwertsteuer auf gesunde Grundnahrungsmittel entfallen, damit alle Menschen die Chance auf eine ausgewogene Ernährung haben“, sagt Verbandspräsidentin Bentele. „Auf der anderen Seite ist die Zahl der Milliardäre in Deutschland, die in den vergangenen Jahren trotz der Krisen gute Gewinne erzielen konnten, weiter gestiegen. Hier muss die neue Regierung endlich mit einer gerechteren Besteuerung von sehr großen Vermögen und hohen Erbschaften gegensteuern.“

Autor:in
Jonas Füllner
Jonas Füllner
Seit 2013 bei Hinz&Kunzt - erst als Volontär und inzwischen als angestellter Redakteur.

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