Zahlen des Monats
(aus Hinz&Kunzt 248/Oktober 2013)
In Deutschland produzierende Konzerne überschwemmen den afrikanischen
Kontinent mit billigem Geflügelfleisch. Damit ruinieren sie die Existenz der dortigen Kleinbauern.
42.000
Tonnen Hühnerfleisch wurden vergangenes Jahr aus Deutschland nach Afrika exportiert.
Damit kommen zehn Prozent aller Geflügelexporte der Europäischen Union (EU) nach Afrika aus Deutschland, so das Europäische Statistikamt.
Geflügelfleisch-Fabrikanten machen ihre Gewinne hierzulande vor allem mit dem
Verkauf der beliebten Brustfilets. Andere Teile der Tiere werden meistbietend verkauft – oder von Zwischenhändlern zu einem Spottpreis übernommen und tiefgekühlt nach Afrika geschafft.
Importpreise von 80 Cent pro Kilo seien „unfair und verbotenes Dumping“, so die Hilfsorganisation Brot für die Welt. Während die Zwischenhändler das Kilo Geflügel für 1 Euro verkaufen können, müssen afrikanische Kleinbauern 1,80 bis 2 Euro pro Kilo verlangen, um überleben zu können.
„Deutsches und EU-Fleisch verdrängen die einheimischen Tierhalter und berauben Kleinbauern ihrer Einnahmen aus dem Geflügelverkauf“, warnt Brot für die Welt. 80 Prozent der afrikanischen Bauernhöfe seien kleine Betriebe, für die Hühnerhaltung eine wichtige Einnahmequelle sei.
So könnten sie Ausgaben für Gesundheit und Bildung bezahlen und auch Saatgut kaufen.
Die Hilfsorganisation fordert, die Fleischexporte nach Afrika einzudämmen
und Anreize zur Überproduktion von Fleisch zu beseitigen.
Das Bundesministerium für Landwirtschaft erklärte, „dass in vielen Entwicklungsländern die preisgünstige Versorgung mit Lebensmitteln – insbesondere der städtischen Bevölkerung – eine wichtige Rolle spielt“. Sie hätten deshalb „ein großes Interesse an möglichst günstigen Lebensmitteln“.
Die deutsche Fleischindustrie setzt derweil unverdrossen auf Wachstum. So wurde im niedersächsischen Wietze vor zwei Jahren Europas größter Schlachthof für Geflügel eröffnet. Der Steuerzahler zahlt kräftig drauf: Der Bau wurde mit 7,3 Millionen Euro vom Land Niedersachsen gefördert.
200.000
Hühner täglich werden Medienberichten zufolge dort geschlachtet, bis zu 420.000 sollen es werden.
Text: Ulrich Jonas
Mehr Infos im Internet unter: www.huklink.de/fleischgrafik (PDF), www.meine-landwirtschaft.de und www.huklink.de/huhnkampagne (PDF)