Markante Stimme, Melodien mit Ohrwurmfaktor und kluge deutsche Texte: Felix Meyer hat es aus den Fußgängerzonen im Norden in die Charts geschafft.
(aus Hinz&Kunzt 229/März 2012)
Jungenhaft sieht er aus, und das mit 36 – schlaksig, mit dunklem gewellten Haar, das er oft mit der Hand hinter die Ohren streicht. Aber wenn Felix Meyer spricht, wirkt er schlagartig ganz männlich. Die Stimme des Sängers ist tief und rau, sein Lachen markant. Der Mann hat Starqualität – mit seinem Charisma zieht er sein Publikum schnell in seinen Bann.
Schon wenn Felix Meyer beim Auftritt in der Fußgängerzone den Teppich ausrollt, bleiben die Leute stehen. Auch der Sänger selbst und seine Bandkollegen sehen ungewöhnlich aus: Sie tragen Anzüge im Stil der 20er-Jahre, Hosenträger und Hüte. Wenn Felix Meyer dann singt, halten auch die letzten Unentschlossenen inne. Und das Beste: Ab und zu nimmt er ein Megafon und erzeugt darauf Töne wie ein Trompeter.
Musikalisch ist Meyer schwer einzuordnen: Hier klingt es ein wenig nach Jazz, dort wie Jahrmarkt, gewürzt mit Chanson und Folk. Die Band spielt meist eigene Lieder mit deutschen Texten. Die Leute lieben das. Denn die Stücke sind alles andere als oberflächlich, es sind kleine Gedichte.
Meyer singt von der Liebe und vom Alltag – oder auch mal vom Stierkampf aus Sicht eines Stiers. „Dieses Stück hat die Leute zu Tränen gerührt“, sagt Meyer. Das zu sehen erfüllt den Künstler, denn er liebt die Nähe zum Publikum, die gerade die Straßenmusik bietet. Ob sie da auch oft Obdachlose treffen? „Es kommt vor, dass wir zehn Meter von einem Bettler entfernt spielen“, sagt Meyer. „Dann füllt sich unser Hut und nicht seiner. Wir achten aber darauf, keinem das Geschäft zu verderben, und zahlen eine Entschädigung für den Verdienstausfall.“
Felix Meyer hat geschafft, was wenigen Straßenmusikern gelingt. Vor vier Jahren hat ihn in der Fußgängerzone in Lüneburg ein Musikmanager gehört, angesprochen und ihm einen Plattenvertrag angeboten. Meyer erbat Bedenkzeit: „Ich war ein wenig skeptisch gegenüber der Musikindustrie.“
Der Hamburger spielte schon als Jugendlicher in einer Band. An eine Karriere als Musiker dachte er allerdings lange nicht. „Ich bin Autodidakt und hatte in der Schule sogar mal eine Fünf in Musik.“ Nach dem Abitur studiert Felix Meyer visuelle Kommunikation und Fotografie in Kiel. Seiner Band bleibt er treu. „Das Spielen hat mir Spaß gemacht, und ich konnte damit Geld verdienen.“
Letztlich entschied Meyer sich für ein Leben als professioneller Musiker. Bereut hat er es nicht. Gerade hat er sein zweites Album „Erste Liebe/letzter Tanz“ veröffentlicht und tourt durch Deutschland. Nicht durch Fußgängerzonen, sondern durch Clubs. Wenn ihm da der Kontakt zum Publikum fehlt, rollt er seinen Teppich wieder auf dem Bürgersteig aus.
Text: Sybille Arendt
Foto: Benne Ochs
Felix Meyer: Montag, 9.3., Kampnagel, Jarrestraße 20, Beginn:
20 Uhr, Karten: 18/14 Euro