Wohnungen für Obdachlose :
Der Bundesverband Housing First nimmt seine Arbeit auf

Corinna Münchow ist Leiterin des Berliner Housing-First-Projekts und Vorstand des Bundesverbands. Foto: Martin Kath

In Deutschland gibt es nun einen Bundesverband Housing First. Er will das aus den USA stammende Obdachlosenhilfe-Konzept hierzulande dauerhaft etablieren und sich für einheitliche Standards einsetzen. Unterdessen nimmt das Hamburger Modellprojekt langsam Fahrt auf.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Gemeinsam gegen Wohnungslosigkeit: Seit dem 7. September bündeln im Bundesverband Housing First mehrere Projekte ihre Kräfte. „Es ist nicht nötig, dass jede Stadt und jede Region bei Housing First immer wieder von vorne anfängt. Wir können voneinander lernen“, sagt Vorstand Corinna Müncho, die das örtliche Projekt in Berlin leitet. Neben den Hauptstädtern sind Projekte aus Köln, Bremen, Nürnberg und Düsseldorf im Bundesverband mit Sitz in Berlin vertreten.

Man wolle nicht nur Erfahrungen austauschen, sondern sich auch für einheitliche Qualitätsstandards einsetzen. Bislang herrsche oft noch Unsicherheit, was Housing First eigentlich ausmache, sagt Müncho: „Interessierte Städte und Kommunen sollen hier alle Infos bekommen, die sie brauchen. Dafür werden wir uns auch in der Politik stark machen.“

Housing First sei auch „ein ganz wichtiger Baustein, um bis 2030 die Wohnungslosigkeit abzuschaffen. Dafür brauche es aber mehr Geld und Personal, so eine der Forderungen des jungen Verbandes. Als Konkurrenz zur etablierten Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) verstehe man sich nicht: „Wir erhoffen uns Unterstützung und Zusammenarbeit, man kennt sich“, sagte Müncho.

Wohnungssuche für Hamburger Modellprojekt angelaufen

Das Hamburger Housing First Modellprojekt ist bisher kein Mitglied im Bundesverband. Es sei für die Hamburger schlicht „zu früh“ gewesen, da man zunächst mit den etablierten Projekten begonnen habe. Man sei aber im „intensiven Austausch“ und gehe davon aus, dass Hamburg bald auch Mitglied werde, so Müncho. Der Startschuss für das Hamburger Housing-First-Modellprojekt fiel im Juli. 30 Langzeitobdachlose sollen dadurch eine Wohnung bekommen. Die Sozialbehörde finanziert das auf zunächst drei Jahre befristet Projekt mit 880.000 Euro

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Wie Projektleiterin Nina Behlau auf Hinz&Kunzt-Nachfrage sagte, sollen zum 1. Oktober die ersten Langzeitobdachlosen eingebunden werden. „Die Suche nach Wohnungen ist angelaufen und wir sind optimistisch, dass im Dezember die ersten Bewohner:innen einziehen können“, sagt Behlau. Eine wichtige Rolle bei der Wohnungsakquise spielt einer der Träger des Modellprojekts, die Benno und Inge Behrens-Stiftung, die selbst soziale Wohnbauprojekte umsetzt.

Housing First verfolgt den Ansatz, dass obdach- und wohnungslose Menschen zuerst eine Wohnung bekommen und sich danach um ihre weiteren Probleme kümmern – hierzulande läuft es zumeist so, dass Betroffene erst nachweisen müssen, dass sie „wohnfähig“ sind. Die Idee für Housing First kommt aus den USA. In Europa gilt Finnland als Vorreiter von Housing First, auch in Österreich wird das Konzept schon länger erfolgreich angewendet.

Autor:in
Simone Deckner
Simone Deckner
Simone Deckner ist freie Journalistin mit den Schwerpunkten Kultur, Gesellschaft und Soziales. Seit 2011 arbeitet sie bei Hinz&Kunzt: sowohl online als auch fürs Heft.

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