Vom 16. Mai 1940 an deportierten die Nazis 8071 Juden, Sinti und Roma in die Vernichtungslager Ost- und Mitteleuropas. Bei einer Gedenkfeier im Lohsepark wurde an die Toten erinnert.
Rund 50 Menschen haben am Dienstag in der Hafencity der deportierten Juden, Roma und Sinti gedacht. Bei Nieselregen legten sie Kränze und weiße Rosen nieder. Zuvor hatte das Café Royal Salon Orchester gespielt. „An diesem Ort begann am 16. Mai 1940 das unendliche Leiden unserer Völker“, sagte Rudko Kawczynski, Vorsitzender der Rom und Cinti Union bei der Gedenkveranstaltung am ehemaligen Hannoverschen Bahnhof. Bis 1945 wurden von hier aus 8071 Frauen, Männer und Kinder in die Vernichtungslager und Ghettos nach Auschwitz, Belzec, Lodz, Minst, Riga und Theresienstadt in den Tod geschickt.
Erst am 10. Mai war im heutigen Lohsepark der Gedenkort denk.mal Hannoverscher Bahnhof eingeweiht worden. „Der Hannoversche Bahnhof ist ein Symbol für ein dunkles Kapitel der Hamburger Geschichte. An dieser Stelle ist nun ein würdiger Ort des Gedenkens entstanden“, hatte Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) bei der Eröffnung gesagt. Eine so genannte Fuge führt vom ehemaligen Bahnhofsvorplatz quer durch den Lohsepark bis zum historischen Bahnsteig 2 und zeichnet den einstigen Gleisverlauf nach. Namenstafeln erinnern an die mehr Deportierten. Bis 2018 soll ein Dokumentationszentrum hinzukommen.
Der Eröffnung des Gedenkortes waren jahrzehntelange Verhandlungen vorausgegangen. Vor 30 Jahren, am 16. Mai 1987, initiierten die in Hamburg lebenden Sinti und Roma die erste Gedenkveranstaltung zu Ehren der Opfer der Deportation. Die rassistische Verfolgung von Sinti und Roma wurde jahrelang totgeschwiegen, erst 1982 hatte der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt den Völkermord offiziell anerkannt.
Der Gedenkort in der Hafencity ist deutschlandweit der erste, der sowohl den jüdischen Opfern der Nazis als auch den Roma- und Sinti-Opfern gemeinsam gewidmet ist. Bei der Entwicklung arbeitete der Hamburger Senat mit Verbänden wie der Jüdischen Gemeinde, der Roma und Cinti Union, dem Landesverein der Sinti und dem Auschwitz-Komitee zusammen. „Möge dieser Ort unseren Völkern ein Ort des Gedächtnisses sein und eine Mahnung an alle, so etwas nie wieder zuzulassen“, mahnte Rudko Kawczynski in seiner Rede.