Am heutigen Freitag wurde ein Obdachloser tot auf der Reeperbahn aufgefunden. Er ist bereits der fünfte Obdachlose, der seit Silvester auf Hamburgs Straßen gestorben ist.
Es ist ein weiterer vermeidbarer Todesfall, der sprachlos macht. Am Freitagvormittag bemerkte ein Passant einen regungslosen Mann mitten auf dem Gehweg auf der Reeperbahn. Als dieser nicht ansprechbar war, meldete sich der Passant bei der Davidwache, wie ein Polizeisprecher gegenüber Hinz&Kunzt sagt.
Die Besatzung eines Streifenwagens sei dann zu dem Mann geeilt, habe sofort mit Reanimationsmaßnahmen begonnen und einen Rettungswagen der Feuerwehr alarmiert. Doch auch die Wiederbelebungsversuche der Sanitäter*innen blieben erfolgslos. Der Tote wurde bislang noch nicht identifiziert und soll laut Polizei in seinen Sechzigern gewesen sein.
„Die Stadt stiehlt sich aus der Verantwortung“
Der Start ins neue Jahr bringt schreckliche Nachrichten mit sich: Fünf Obdachlose sind rund um den Jahreswechsel in Hamburg auf der Straße gestorben. „Diese traurigen Todesmeldungen sind Folgen der Verelendung auf Hamburgs Straßen, auf die große Teile der Hamburger Obdachlosenhilfe seit Monaten hinweisen. Die Stadt stiehlt sich aus der Verantwortung, indem sie behauptet, im Winternotprogramm seien Betten frei“, sagt Hinz&Kunzt-Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer: „Solange die Menschen dort in Mehrbettzimmern schlafen und die Unterkünfte tagsüber verlassen müssen, gehen viele Obdachlose dort nicht hin. Wir würden es auch nicht tun, gerade nicht in Pandemiezeiten. Es wäre arrogant Obdachlosen zu sagen, sie müssten nicht auf der Straße schlafen, wenn dieses Winternotprogramm ihre Alternative ist.“
Karrenbauer fordert die Stadt eindringlich auf „sofort Maßnahmen zu ergreifen, damit jeder die Möglichkeit hat, zur Ruhe zu kommen.“
Linksfraktion fordert Hotelzimmer
Angesichts der Häufung von Todesfällen hatte die Hamburger Linksfraktion den Senat bereits Mitte der Woche aufgefordert, „noch in dieser Woche“ Hotelzimmer für Obdachlose zur Verfügung zu stellen.
Bereits an Silvester starb ein 48-Jähriger nahe den Landungsbrücken. Einen Tag später wurde ein 59-jähriger tot auf einer Isomatte im Schanzenpark aufgefunden. In der Nacht auf den zweiten Januar starb dann ein 65-Jähriger auf dem Altonaer Hauptfriedhof – vermutlich beim Versuch sich in seinem Zelt Essen zu kochen. In der Nacht zu Montag entdeckte ein Passant einen 45-jährigen Mann unter der Überdachung eines Mehrfamilienhauses in Altona. Nun also der nächste Todesfall.
Die genauen Todesumstände sind bislang in keinem der Fälle geklärt. Die Polizei ermittelt, geht aber ebenfalls in keinem der Fälle von einem Fremdverschulden aus.