Der zweite Teil der Serie Hamburger Geschichte(n) folgt unserem Vertriebskollegen Jürgen Jobsen ins Grüne – und in fröhliche Kindheitserinnerungen.
Es gibt sie noch, die schönen alten Orte in Hamburg. Und diesmal weiß Hinz&Kunzt-Mitarbeiter Jürgen Jobsen (64) ganz genau, wo es langgeht: Den kleinen Fußweg von der U-Bahn-Haltestelle Hammer Kirche aus hoch, links abgebogen, rechts lang über das Kopfsteinpflaster und rein in den Hammer Park. „Zu einer Zeit, in der man noch Kutsche fuhr, gehörte das Viertel hier zur Nobelgesellschaft“, erklärt Jürgen unterwegs. Heute ist davon wenig zu sehen: Am Rand des Parks sind die Villen modernen Einfamilienhäusern gewichen. Nur das Straßenschild weist noch hin auf den „Hammer Hof“, der 1773 den Besitzer wechselte: Der Kaufmann Jacques de Chapeaurouge erwarb das Grundstück, legte einen Garten an, ließ ein als Landhaus bezeichnetes Schlösschen darauf bauen und kaufte nach und nach so viel Fläche hinzu, dass er sie auf Dauer nicht für sich behalten wollte. Anfang des 19. Jahrhunderts war der Park für alle Hamburger geöffnet.
Zu Jürgens Glück blieb es dabei. Schon als Vierjähriger peste er mit dem Tretroller über die Parkwege, viele seiner Kindheitserinnerungen hängen an dem kleinen Fleckchen Stadtgrün. Im Hammer Park beerdigten sein Bruder und er den verstorbenen Kanarienvogel, hier entschied sich an jedem Sommersonntag aufs Neue die spannende Frage: Ist das Planschbecken gefüllt? Erfüllte sich die Hoffnung, sprang Jürgen aus seiner Lederhose – die feine für sonntags durfte natürlich nicht nass werden –, stürzte sich ins kühle Nass und planschte mit seinen Freund*innen und Geschwistern, bis bei Großmutter zu Hause das Mittagessen auf den Tisch kam. Echte Glücksfälle seien diese Sonntage gewesen, schwärmt er. Denn es gab auch Tage, da war kein Wasser im Becken. „Obwohl es das Wetter zugelassen hätte“, erzählt Jürgen immer noch empört.
Preisfrage
Wozu wurden die Drachenskulpturen im Hammer Park früher genutzt? Wer die korrekte Lösung einsendet, kann ein Hinz&Kunzt-Kochbuch „Willkommen in der KunztKüche“ oder eins von vier Büchern „Wir sind die Freeses“ von Andreas Altenburg (rororo Verlag) gewinnen. Senden Sie die Lösung an info@hinzundkunzt.de.
Heute liegt das ausgemauerte Becken trocken, die frühe Jahreszeit und die andauernde Coronakrise machen das Planschen unmöglich. Ansonsten ist vieles so geblieben, wie Jürgen es damals schon kannte: Die Bänke rund um das Becken und vor allem die beiden Drachenköpfe, die an guten Tagen Wasser ins Becken spucken. Versonnen beobachtet Jürgen, wie ein kleiner Junge mithilfe seiner Mutter auf eine der Drachenschnauzen klettert. „Ja, da muss man hoch“, sagt er. Auch er damals, obwohl er eigentlich nicht durfte.
Noch heute trifft Jürgen sich manchmal mit seinem älteren Bruder im Park. Und natürlich schauen sie auf dem Weg ins benachbarte Stammcafé jedes Mal nach: Ist das Planschbecken in Betrieb? Aus guter alter Gewohnheit – und natürlich auch im Interesse der nachfolgenden Generationen in Hamm. „Die Menschen sind doch mit ihrer Umgebung verwachsen“, sagt Jürgen. „Das weiterzureichen, geht aber nur, wenn es erhalten bleibt.“
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