Hunger bis zum Jahr 2030 überwinden – in 37 Ländern droht dieses Ziel der Vereinten Nationen verfehlt zu werden. Die Welthungerhilfe beklagt, dass sich die Situation durch die Coronapandemie noch verschlimmert habe.
Gerade erst ist das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden. Das norwegische Nobelkomittee ehrte das Programm in der vergangenen Woche für seine Bemühungen im Kampf gegen den Hunger und den Beitrag zur Verbesserung der Friedensbedingungen in Konfliktgebieten. „Wir haben auch in diesem Jahr geliefert und mehr als unsere Pflicht erfüllt“, sagte Tomson Phiri, Sprecher des Welternährungsprogramms, in einer Reaktion. Man habe trotz der weltweiten Reisebeschränkungen Hungrige versorgt – mit eigens gecharterten Flugzeugen, da viele Linienflüge während der Pandemie ausgefallen waren: „Wir waren zu einem bestimmten Zeitpunkt die größte Fluggesellschaft der Welt.“
Welthungerhilfe warnt vor Folgen der Coronapandemie
Trotzdem warnt nun eine Partnerorganisation des UN-Programms vor den Folgen der Coronapandemie für den Hunger in der Welt. Covid-19 wirke wie ein Brandbeschleuniger für den Hunger, sagte Marlehn Thieme, Präsidentin der Welthungerhilfe anlässlich der Vorstellung des Welthungerindex 2020. „Schon vor dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie war die Hungersituation insbesondere in Afrika südlich der Sahara und Südasien alarmierend. Die Menschen leiden unter einer Vielzahl von Krisen durch Kriege, Dürren, Überschwemmungen, Heuschreckenplagen“, sagte Thieme. Armut und Hunger würden durch die Pandemie „nach allen Prognosen stark zunehmen und der Klimawandel verschlimmert die schwierige Lage der Menschen zusätzlich.“
Zahl der Hungernden steigt
Dabei ist die Situation auch ohne Corona schon dramatisch genug: Laut dem Welthungerindex leiden die Menschen in 14 Ländern heute noch mehr unter Hunger als im Vergleichsjahr 2012. Die Zahl der Hungernden ist demnach weltweit auf 690 Millionen Menschen gestiegen.
Damit sich die Lage nicht noch weiter verschärfe, müssten die sozialen Sicherungssysteme in den betroffenen Ländern weiter ausgebaut werden, sagte Thieme. „Außerdem müssen wir unsere Ernährungssysteme so verändern, dass sie gerechter und widerstandsfähiger sind. Wenn wir bei der Hungerbekämpfung weiter so machen wie bisher, werden es 37 Länder bis 2030 nicht schaffen, ein niedriges Hungerniveau zu erreichen.“
Dabei hatten die UN-Mitgliedsstaaten sich noch 2015 darauf verständigt, bis zum Ende dieses Jahrzehnts weltweit den Hunger überwinden zu wollen. Deshalb begrüßt die Welthungerhilfe ausdrücklich, dass mit dem Friedensnobelpreis für das Welternährungsprogramm der Kampf gegen den Hunger „als zentrale Herausforderung der Weltgemeinschaft“ anerkannt werde.