In den vergangenen 15 Jahren hat sich die Zahl der Sozialwohnungen bundesweit halbiert. Schuld daran sei ein „Missmanagement“ bei der Förderung von Sozialwohnungen, kritisiert das Bündnis Soziales Wohnen.
Etwa 910.000 einkommensschwache Haushalte leben bundesweit in nicht geförderten Mietwohnungen, für die der Staat höhere Mietkosten übernehmen muss, weil es zu wenige Sozialwohnungen gibt. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Pestel-Instituts in Hannover im Auftrag des Bündnisses Soziales Wohnen. Dies sei vor allen in den Großstädten mit stark steigenden Mietpreisen ein Problem. Nach Angaben der Studie entstünden Mehrkosten von rund 700 Millionen Euro pro Jahr.
In Hamburg lag die Durchschnittsmiete im vergangenen Jahr beispielsweise bei 9,30 Euro pro Quadratmeter. Gezahlt wurde an die Vermietenden allerdings eine Durchschnittsmiete von 12,17 Euro pro Quadratmeter für sogenannte Kosten der Unterkunft. Damit ist das Geld gemeint, was Bund, Länder oder Stadt bezahlen, wenn Menschen zu wenig oder gar kein Einkommen haben und deshalb auf Mietzuschüsse angewiesen sind. „Um bedürftigen Haushalten das Wohnen überhaupt noch zu ermöglichen, ist der Staat mittlerweile gezwungen, stetig steigende Mieten auf dem freien Wohnungsmarkt zu akzeptieren“, sagt Studienleiter Matthias Günther vomm Forschungsinstitut. „Dabei zahlt er sogar Mieten, die oft deutlich über der Durchschnittsmiete liegen.“ So entstehen allein in Hamburg laut Studie zusätzliche Ausgaben von insgesamt mehr als 11 Millionen Euro pro Jahr, die in die Taschen privater Vermieter fließen.
Angesichts dieser Zahlen sei es günstiger, das Geld in den Bau von Sozialwohnungen zu investieren, argumentiert das Bündnis aus Mieterbund, Caritas und der Industriegewerkschaft Bau. Nach Angaben des Bündnisses wären Investitionen des Staats von rund 50 Milliarden Euro nötig. „Vor allem der Bund hat seit Jahrzehnten ein Missmanagement betrieben: Er hat den Sozialwohnungsbau bis vor kurzem auf ein Minimum heruntergefahren und damit drastisch steigende Ausgaben für die Kosten der Unterkunft und für das Wohngeld provoziert“, sagt Günther.
Trotz der hohen Ausgaben steht Hamburg mit Blick auf den Sozialwohnungsbestand gut da, weil in den vergangenen Jahren im Bundesvergleich überdurchschnittlich viele Sozialwohnungen gebaut wurden. Obwohl in Hamburg mehr als 45.000 Geflüchtete und Obdachlose in städtischen Unterkünften leben, kommt das Pestel-Institut zu dem überraschenden Schluss, dass aktuell lediglich 4694 günstige Wohnungen in der Stadt fehlen.