Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher hat die Krankenstube für Obdachlose als Begünstigte eines Benefizkonzerts in der Elbphilharmonie ausgesucht. Am Donnerstag besuchte er die Räume im ehemaligen Hafenkrankenhaus.
Wolfgang Rode nutzt die Gelegenheit, um Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher seine Lebens- und Krankengeschichte zu erzählen, genau neun Minuten lang. Der 60-Jährige berichtet, wie sich auf seiner Platte in Planten un Bloomen seine Beine entzündet hatten, sodass er kaum noch gehen konnte. Wie er nach der Behandlung in der Klinik entlassen wurde, ohne überhaupt zu wissen, wo die Krankenstube ist, in der er sich als Obdachloser nach der Behandlung erholen sollte. Wie er sich in der Bahnhofsmission das Geld für eine Fahrkarte organisieren musste, um von St. Georg nach St. Pauli zu kommen. „Das ist nicht gut gelaufen, man hätte Sie auch hierherbringen können“, sagt Tschentscher, der in seiner Arztausbildung selbst mal in dem Krankenhaus gearbeitet hat. „Aber jetzt sehen Sie ja wieder fit aus!“
Hamburgs Bürgermeister ist am Donnerstag in der Caritaseinrichtung auf St. Pauli zu Besuch. Eine Stunde lang lässt er sich die Räume im ehemaligen Hafenkrankenhaus zeigen. Die Krankenstube ist die einzige stationäre Einrichtung für kranke Obdachlose in der Hansestadt. Es gibt Betten für 15 Menschen, vor der Pandemie war Platz für 20. Aufgenommen werden können alle, die nicht krank genug für ein Krankenhaus sind, aber zu krank für das Leben auf der Straße. Weil der Platz nicht für alle reicht, werden immer wieder Menschen abgewiesen.
„Ich bin sehr beeindruckt von der engagierten Art und Weise, wie hier Obdachlosenhilfe geleistet wird.“– Peter Tschentscher
Dieses und andere Probleme kommen beim Rundgang mit dem Bürgermeister auf den Tisch. Sozialarbeiter Thorsten Eikmeier berichtet von Obdachlosen, die als Ausländer:innen keinen Anspruch auf Sozialleistungen haben und deswegen von der Krankenstube wieder auf die Straße entlassen werden müssen statt in eine städtische Unterkunft. Und die immer wieder kommen, jedes Mal noch kränker als beim letzten Aufenthalt: „Drehtürpatient:innen“ nennt man sie hier. Ein Problem, dass die Krankenstube seit Jahren beklagt. Tschentscher hört sich das an. Ob er daran etwas ändern möchte, sagt er nicht.
Dafür ist er voll des Lobes für die Mitarbeiter:innen der Krankenstube. „Ich bin sehr beeindruckt von der engagierten Art und Weise, wie hier Obdachlosenhilfe geleistet wird“, sagt er. Die Stadt finanziert die Krankenstube, zuletzt mit 420.000 Euro im Jahr – aber das Geld vom Senat reicht nicht, erst recht nicht für eine Vergrößerung der Einrichtung, die so dringend nötig wäre. Deswegen ist die Caritas auf Spenden angewiesen, um das Angebot aufrecht erhalten zu können.
Zwar brachte Tschentscher keine Budgeterhöhung mit in die Krankenstube, aber er sorgt für zusätzliche Spendengelder: Für das Benefizkonzert des Bundespräsidenten in der Elbphilharmonie hat der Bürgermeister das Projekt als Begünstigten ausgewählt. Am 27. Februar spielt das NDR Elbphilharmonie Orchester Werke von Beethoven und Liszt – Restkarten sind ab 64 Euro erhältlich.