Hunderte Anwohner haben am Donnerstag für eine Flüchtlingsunterkunft in Blankenese demonstriert und damit deutlich gemacht, dass die Blockadehaltung einzelner Anwohner in dem Elbvorort eine Ausnahme darstellt.
Voraussichtlich Mittwoch steht fest, ob es künftig auch in Blankenese eine Flüchtlingsunterkunft geben wird, oder nicht. Dann will das Oberverwaltungsgericht (OVG) über eine Beschwerde der Stadt gegen einen von Anliegern erwirkten Baustopp entscheiden. Sollte das OVG der Stadt rechtgeben, dann würde das Bezirksamt anschließend eine neue für den Bau notwendige Baumfällgenehmigung für das Gelände erteilen, erläutert Christiane Kuhrt vom Zentralen Koordinierungsstab Flüchtlinge. „In den kommenden Wochen könnten dann doch noch die Holzpavillons zur Flüchtlingsunterbringung aufgestellt werden.“
Mit ihren Autos hatten Anfang April einige Anwohner den Beginn der Bauarbeiten am Björnsonweg blockiert und dafür weit über die Stadtgrenzen hinaus Unverständnis geerntet. In einem Kommentar hatte auch Hinz&Kunzt scharfe Kritik formuliert und den blockierenden Anwohnern eine „generelle Abwehrhaltung gegenüber Armen“ vorgeworfen. Zum Hintergrund: Einige Anwohner hatten im vergangenen Jahr gegen eine gemischte Unterkunft für Wohnungslose und Flüchtlinge geklagt und damit bereits verhindert, dass Obdachlose in den Björnsonweg ziehen.
Dass Flüchtlinge in Blankenese herzlich willkommen sind, stellten am Donnerstag eindrucksvoll hunderte Anwohner unter Beweis. Am späten Nachmittag versammelten sie sich auf dem Marktplatz in Blankenese. Anschließend schob sich die Menge mit zahlreichen „Refugees-welcome“-Fahnen als Demonstrationszug durch die engen Straßen des Elbvorortes.
190 Flüchtlinge sollen nach den Plänen der Stadt bis 2023 in Holzpavillons am Björnsonweg Schutz finden. Die blockierenden Anwohner wiederum fordern eine Reduzierung der Flüchtlingszahl. Integration sei ansonsten nicht möglich, heißt es. Dem wiederspricht der „Runde Tisch Blankenese“ vehement. Sie wollen die Flüchtlinge in ihrem Stadtteil nicht nur willkommen heißen, sondern auch bei der Ankunft und Integration unterstützen.
Text: Jonas Füllner
Foto: JOTO