Spendendosen, Trinkgeld, Banküberfälle: Auf dem Weg in die bargeldlose Gesellschaft wird an zahlreichen Gewohnheiten gerüttelt. Vier Beispiele.
Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) hilft bei Seenotfällen in Nord- und Ostsee. Die Organisation finanziert sich ausschließlich durch freiwillige Zuwendungen. Diese kommen auch mithilfe der Spendendosen in Schiffsform zustande, die zum Inventar vieler Kneipen gehören. Was der Trend zum digitalen Bezahlen für die Organisation bedeutet, erklärt Sprecher Ralf Baur im Gespräch.
Wie wichtig sind die Sammelschiffchen für die DGzRS?
In diesem Jahr gibt es die Sammelschiffchen seit 150 Jahren, und sie haben unverändert eine hohe Symbolkraft. Viele Menschen wissen: Die Seenotretter, das sind doch die mit den kleinen rot-weißen Schiffchen. Über die ganze Republik verteilt stehen momentan etwa 13.000. Jedes Jahr sammeln wir damit rund eine Million Euro ein. Dieses Geld ist wichtig, aber nicht unsere Hauptspendenquelle. 2023 hatten wir laufende Kosten in Höhe von rund 45 Millionen Euro, die fehlenden 44 Millionen erhalten wir vor allem über Spenden, Erbschaften und Bußgelder.
Gab es eine Zeit, in der ein höherer Anteil der Spendeneinnahmen über die Schiffchen generiert wurde?
Es gab Zeiten, in denen es gerade an der Küste mehr Kneipen und damit auch mehr Liegeplätze für unsere Sammelschiffchen gab. In den letzten Jahren ist die Summe aber recht konstant geblieben. Es war nie so, dass alle Spenden über die Schiffchen gesammelt wurden.Auch in Kneipen wird immer öfter digital gezahlt. Sterben die Schiffchen irgendwann aus?
Wir hoffen nicht – und deshalb sind wir dabei, alle Schiffchen zu modernisieren. Nach und nach werden sie mit QR-Codes und NFC-Chips nachgerüstet, sodass man auch bargeldlos mit dem Smartphone spenden kann. Als Symbol sollen die Sammelschiffchen auf jeden Fall erhalten bleiben und weiter Werbung für uns machen.
Infos: www.seenotretter.de
Digitales Trinkgeld
Abendliche Kopfrechenübungen, um Trinkgeld auf krumme Rechnungen aufzuschlagen, gehören in vielen Lokalen der Vergangenheit an – auf modernen Kartenlesegeräten sind mögliche Trinkgeldbeträge voreingestellt und können per Klick ausgewählt werden. Die Vereinfachung führt oft dazu, dass mehr Trinkgeld gegeben wird, weiß Mark Baumeister von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten. Doch der digitale Tip birgt auch Risiken. „Es gibt regelmäßig Fälle, in denen Gastronomiebetriebe das Trinkgeld zum Nachteil der Beschäftigten aufteilen – oder sogar Menschen unter Mindestlohn beschäftigen und das zu geringe Gehalt dann mithilfe des Trinkgelds aufstocken.“ Sein Rat: „Wenn Sie sichergehen wollen, dass Ihr Trinkgeld die Beschäftigten erreicht, geben Sie es bar.“
Weniger Bargeld, weniger Banküberfälle
In den vergangenen drei Jahren wurde in Dänemark keine einzige Bank mehr überfallen. Im Jahr 2000 waren es noch 221 Überfälle. Das hat der Interessenverband Finans Danmark bekannt gegeben. Kein Wunder: Bargeld ist bei unserem nordischen Nachbarn ein Auslaufmodell, auch bei Banken lagert immer weniger. Doch der Verband warnt: Auch das Verbrechen digitalisiert sich, Onlinebanking-Betrug und andere Formen der digitalen Kriminalität seien auf dem Vormarsch.
D-Mark-Nostalgie
Die Deutschen lieben ihr Bargeld – und sie hängen offenbar bewusst oder unbewusst weiter an der D-Mark. Scheine und Münzen im Wert von mehr als 12 Milliarden D-Mark sind laut Bundesbank noch im Umlauf. Immerhin 53 Millionen Mark wurden im vergangenen Jahr umgetauscht. Das ist auch in Zukunft weiter möglich.
Infos: www.huklink.de/bundesbank