Direkt neben dem Millerntorstadion können Obdachlose ab sofort duschen: Drei Mal pro Woche öffnet der Betreiber Bäderland das Schwimmbad auf St. Pauli.
St. Pauli trotzt der Coronakrise: Rund um den Kiez entsteht seit Tagen ein neues Hilfsnetzwerk für Obdachlose. Die Kiezkneipe Elbschlosskeller wurde zu einer Ausgabestelle für Kleidung und Essen, kostenlose Toiletten stehen inzwischen vor dem Cafée mit Herz zur Verfügung und seit heute gibt es endlich auch Duschmöglichkeiten für die Menschen auf der Straße. Das Bäderland-Bad St. Pauli öffnet den Duschbereich jeden Montag, Mittwoch und Samstag von 10 bis 14 Uhr, auch während der Ostertage.
„Ich finde super, dass ihr jetzt hier aufmacht“, ruft Peppi zu den ehrenamtlichen Helfer*innen, als er das Schwimmbad verlässt – seinen Irokesenschnitt frisch gewaschen und sogar gekämmt. Am ersten Tag hält sich der Andrang noch in Grenzen. Für einen geordneten Einlass sorgt das Team vom GoBanyo-Duschbus und Ultras des FC St. Pauli. Für die Reinigung der Duschen wiederum sorgt das Bäderland.
Den Obdachlosen werden Duschzeiten zugeteilt und sie werden einzeln eingelassen, um Infektionen zu verhindern. Pro Tag könnten etwa 20 Obdachlose duschen, erklärt Dominik Bloh vom GoBanyo-Team. „Für einige ist es nach zwei Wochen tatsächlich das erste Bad.“
Der Schwimmbad-Betreiber kehrt mit dieser Hilfsaktion gewisserweise zu seinen Wurzeln zurück. „Historisch gesehen entstanden Schwimmbäder ja aus den Reinigungs- und Wannenbädern der 1850er- bis 1870er-Jahre“, sagt Bäderland-Geschäftsführer Dirk Schumaier. Für sein Unternehmen sei helfen daher eine Selbstverständlichkeit. „Wir hoffen, dass wir mit diesem Beitrag die Sorgen und Nöte einiger von dieser Krisensituation besonders betroffenen Menschen in Hamburg lindern können.“
Für Obdachlose gibt es darüber hinaus weitere Gelegenheit, sich zu waschen und zu duschen – unter anderem in den Unterkünften des Winternotprogramms und in einigen Tagesaufenthaltstätten. Eine vollständige und kontinuierlich aktualisierte Aufstellung der verfügbaren Angebote stellt die Sozialbehörde online bereit.