Hinz&Künztler im Spiegel

Ein Wiedersehen mit Horst

Früher war die Flasche der einzige Halt von Hinz&Künztler Horst. Jetzt hat er wirklich was zu feiern: Seit fünf Jahren hat er keinen Tropfen mehr angerührt. Und Anfang Mai heiratete er seine Traumfrau Gudrun. Wie er sein Leben aus eigener Kraft verändert hat, das war nicht nur uns einen Artikel wert: Eine Spiegel-Redakteurin war zu Gast bei Horsts Hochzeit und hat darüber für das Nachrichtenmagazin geschrieben. Zu lesen gibt es das im aktuellen Spiegel. Und wir veröffentlichen noch mal unseren Text über Horst aus der April-Ausgabe.

Zusammen ist man weniger allein

Wohnungslose spielen die Bremer Stadtmusikanten – und zeigen im Theaterstück und bei den Proben, wie viel Energie in denen steckt, die in unserer Gesellschaft vermeintlich nicht bestehen können.

(aus Hinz&Kunzt 202/Dezember 2009)

Tagesaufenthaltsstätte

30 Jahre Herz As

Das Herz As wird 30 Jahre alt. Seit 1982 versorgt das Team Obdachlose mit Überlebenswichtigem. Kollegen und Sozialsenator Scheele loben die Einrichtung als „nicht wegzudenken“. Nur: An Armut und Verelendung kann keine Hilfeeinrichtung etwas ändern.

Benefiz-Gala

1. Hinz&Kunzt Kabarett-Gipfel

In Alma Hoppes Lustspielhaus treten Komiker am Sonntag, 13. Mai, pro bono auf. Der Erlös geht an Hinz&Kunzt. Kabarettist Axel Pätz hat die Veranstaltung mit Comedy-Größen wie Horst Schroth, Kerim Pamuk und Heino Trusheim auf die Beine gestellt.

Blurred Edges Festival

Experimente am Mischpult

Verschwurbelte Großstadtsymphonie: Nika Breithaupt jongliert mit Alltagsgeräuschen, Synthiesounds und Erwartungen. Ihr Live-Auftritt ist eine von mehr als 40 Konzerten, Lesungen und Performances beim 7. Blurred Edges Festival für aktuelle Musik im Mai.

Zuhause auf Zeit

Hinz&Kunzt-Winternotquartier schließt

20 Obdachlose haben den Winter im Notquartier von Hinz&Kunzt verbracht. Hier konnten sie Kraft sammeln, um ihr Leben neu anzupacken. Jetzt müssen die letzten acht leider raus. Länger können wir die Zimmer nicht bezahlen.

„Du darfst nicht denken, ich wäre dumm“

Kasimir, 55, verkauft an der Schleusenbrücke.

Kasimir zeigt sich optimistisch: Er will weg von der Straße.

Der Entzug musste sein. „Ich war fünf Jahre lang immer besoffen“, sagt Kasimir, endlich ehrlich zu sich selbst. „Ich bin viel zu weit gegangen.“ Wie weit, davon können die Hinz&Kunzt-Vertriebsmitarbeiter mehr als ein Liedchen singen. Immer wieder rückten sie aus, und knöpften sich den volltrunkenen Hinz&Künztler vor.

Oft war Kasimir kurz davor, seinen Verkäuferausweis abgeben zu müssen, weil er sich – vorsichtig ausgedrückt – nicht so verhielt, wie es die Hinz&Kunzt-Regeln vorsehen. Die besagen zum Beispiel, dass man nicht unter dem deutlichen Einfluss von Rauschmitteln verkaufen und keine Passanten bedrängen darf. Doch seit mehr als vier Wochen ist Kasimir jetzt nüchtern, kaut minzig-frisches Kaugummi, statt eine Wodkafahne vor sich herzutragen. Nun ist er auch bereit, etwas von sich und seinem Leben zu erzählen.

Seit etwas mehr als fünf Jahren
verkauft Kasimir Hinz&Kunzt in der Hamburger Innenstadt: an der Schleusenbrücke und den Alsterarkaden. Da ist immer viel los. Das passt zu ihm, findet Kasimir: „Ich rede gerne mit den Menschen.“ Offen und ehrlich ist er. Doch was tief in ihm drin vorgeht, das vertraut er nur seinen besten Freunden an. „Kollegen habe ich über 100. Aber Freunde habe ich gerade mal so viele wie Finger an der Hand.“ Wohlgemerkt an der linken Hand. Denn der rechten fehlen der Zeige- und ein gutes Stück vom Ringfinger. Ein Tribut an das harte Leben auf der Straße. Kasimir hatte sich vor acht Jahren an einem Rosenbusch verletzt. Die Wunde entzündete sich. „Elf Monate habe ich da selbst einen Verband drumgemacht. Ich hatte keine Krankenversicherung.“ Als Kasimir sich endlich an einen Arzt wandte, war der eine Finger gar nicht mehr zu retten, der andere nur halb.

Gebürtig ist der 55-Jährige aus Polen. Sein halbes Leben hat er aber in Hamburg verbracht. Vor 23 Jahren verließ er als junger Mann Mikolajki (Nikolaiken, „die schönste Stadt in den Masuren“) aus familiären Gründen, über die er nicht weiter sprechen will.

Der gelernte Maurer und Bautechniker („Ich bin nicht dumm. Das darfst du nicht denken!“) wollte jedenfalls möglichst weit weg und schaffte es bis in die Hansestadt. Seitdem lebt Kasimir auf der Straße, wenn er nicht bei Bekannten oder im Winternotprogramm unterkommt. Er schlägt sich seither mit Gelegenheitsjobs durch – mehr will er dazu nicht sagen.
Doch heimatlos fühlt Kasimir sich nicht. Polen und Deutschland, in beiden Länder fühlt er sich zu Hause. Ist er Pole oder Deutscher oder beides? Diese Frage findet Kasimir dumm: „Ich bin ein Mensch, das ist die Hauptsache.“

Hinz&Kunzt: Wenn du einen Wunsch frei hättest, was würdest du dir wünschen?
Kasimir: Ich will kein Haus mit großem Garten oder ein schickes Auto. Das Wichtigste ist die Gesundheit.

H&K: Wie möchtest du in fünf Jahren leben?
Kasimir: Ganz normal wie jeder Mensch. Mit meinen Freunden. Für eine eigene Familie ist es für mich leider zu spät. Ich will ganz weg von der Straße.

Text: Beatrice Blank
Foto: Mauricio Bustamante

Strassenmagazin

Die neue Hinz&Kunzt ist da

In der Mai-Ausgabe erwartet Sie: Sozialsenator Scheele im Interview, eine Begegnung mit Wim Wenders, der Gipfel der Kabarettisten, Occupy Hamburg, Betrug auf dem Bau, Freizeit-Freiheit auf der Elbe, Zahlen des Monats: Warum Fachkräfte fehlen, Hippies in Steilshoop

Neuer Bezirksamtsleiter

Andy Grote, Mitte-Chef

Der neue Leiter des Bezirksamts Mitte heißt Andy Grote (SPD). Sein Motto: „Hamburg für alle!“ Hinz&Kunzt hat ihn vor seiner Wahl getroffen und mit ihm über den Umgang mit Obdachlosen, den Hauptbahnhof und das Betteln gesprochen.