Nebenjob: Flaschensammler

Hinz&Künztler Michael (38) verdient Geld mit dem, was andere wegwerfen

(aus Hinz&Kunzt 152/Oktober 2005)

Eigentlich bin ich ja Hinz&Kunzt-Verkäufer. Aber vor ein paar Wochen habe ich damit begonnen, auf dem Weg vom Hauptbahnhof zu den Vertriebsräumen in der Altstädter Twiete Pfandflaschen einzusammeln, nachdem ich andere dabei beobachtet hatte. Ich war völlig erstaunt, als ich merkte, wie viel die Leute wegwerfen: Ich verdiene damit auf einer Strecke, das sind rund 500 Meter, drei bis fünf Euro.

„Gut,Mensch!“-Preis für Timo Mesecke

Zum dritten Mal zeichnete Hinz&Kunzt Menschen für Zivilcourage, Mut und Mitmenschlichkeit aus

(aus Hinz&Kunzt 152/Oktober 2005)

Er konnte einfach nicht wegsehen, als ein Mensch vor seinen Augen von jungen Männern geschlagen und getreten wurde. Seinen Einsatz bezahlte Timo Mesecke fast mit dem Leben. Dafür zeichnete Hinz&Kunzt den 25-jährigen Bundespolizist mit dem „Gut,Mensch!“-Preis aus.

Bullauge, sei wachsam!

Besuch in der umstrittenen Schifffahrtsausstellung von Peter Tamm, die bis 2007 zu einem öffentlichen Museum werden soll

(aus Hinz&Kunzt 153/November 2005)

Elbchaussee 277, Nähe Jenischpark. Auf den Klingelschildern der weißen Villa steht nur „Wissenschaftliches Institut“. Nichts deutet darauf hin, dass sich im Haus eine der größten und wertvollsten Schifffahrtssammlungen der Welt befindet.

So tiefes Wasser

Gute Nachricht für alle Fans von Regy Clasen: Die Hamburger Sängerin tritt im Oktober im Schmidt Theater auf. Die schlechte Nachricht: Ihre nächste CD lässt noch auf sich warten

(aus Hinz&Kunzt 152/Oktober 2005)

Hoffentlich geht das Jahr schnell vorbei. Hoffentlich beeilt sich der Herbst, der Winter legt einen Zahn zu und das Frühjahr macht nicht so lange. Denn bis zum Sommer, so lange könnte es noch dauern, bis das dritte Album von Regy Clasen erscheint. Vielleicht kommt es ja auch früher! Hoffentlich…

Unter Schnucken

Von Freud und Leid einer Schäferin – Ortstermin in der Fischbeker Heide

(aus Hinz&Kunzt 145/März 2005)

Das Konzert klingt vielstimmig, und die Botschaft klar: „Määäh!“, schallt es aus 200 Schafs- und 13 Ziegenkehlen, als Ute Pelka sich dem Pferch nähert. „Gleich geht’s los!“, ruft die Schäferin ihren Schützlingen zu. Die trippeln aufgeregt auf der Stelle. Die Hirtin öffnet das Gatter, Hirtenhund Bero erhebt warnend seine Stimme, und Körper an Körper drängen die Tiere der Freiheit entgegen. Wie aufgezogen rast der Hund im Kreis um die Herde herum, die den lockenden Pfiffen der Hirtin folgt. „Übertreib das nicht! Komm her!“, ruft Ute Pelka. Die Fachfrau weiß: „Treibt er’s zu doll, verschlucken sich die Schafe und müssen husten.“

Der jüdische Friedhof und der evangelische Gärtner

Wo die Ruhe ewig ist: ein Ortstermin mit bedecktem Kopf in Ohlsdorf

(aus Hinz&Kunzt 153/November 2005)

Ups – wo sind wir gelandet? Stehen an einer vierspurigen Piste mit Namen Nordheimstraße, verstehen unser eigenes Wort nicht. Linker Hand verläuft die Fuhlsbüttler Straße, vor uns ein Wohngebiet aus drei- und vierstöckigen Bauten. Durchzogen von kurzen, krummen Straßen mit sinnlichen Namen: Kerbelweg, Salbeiweg, Thymianstieg. Leere Wäschestangen. Spielplätze, auf denen niemand spielt. Keine Geschäfte. Hinter den letzten Wohnhäusern ein hoher Zaun und dichtes Gebüsch. Das müsste der südliche Rand des Ohlsdorfer Friedhofes sein. Niemand ist unterwegs, der Auskunft geben könnte.

Ein Reeder packt an

(aus Hinz&Kunzt 153/November 2005)

Der Hamburger Peter Krämer bezahlt Schulen für Kinder in Afrika. Sein Sinn für Gerechtigkeit treibt ihn an. Und die Gewissheit: Das hilft auch uns Europäern

Lohn und Brot für einen Tag

In der „Jobbe“ warten Arbeitslose darauf, dass jemand sie braucht – manchmal mit Erfolg

(aus Hinz&Kunzt 153/November 2005)

Harte Arbeit, wenig Lohn: Wer zur Tagesjobvermittlung der Arbeitsagentur im Norderhof im Stadtteil St. Georg geht, hat kaum Geld und keine Wahl. Viele Menschen kämpfen hier um wenige Jobs als Tagelöhner. Wer Pech hat, geht nach drei Stunden Warten ohne einen Cent nach Hause.

Odyssee einer Familie

Wochenlang wird eine Mutter mit zwei Kindern ohne Geld durch Hamburgs Notunterkünfte geschickt

(aus Hinz&Kunzt 153/November 2005)

Sonnabend, 24. September: Birte Martins Pereira (39) kommt mit ihren beiden Kindern am Hamburger Hauptbahnhof an. Ihr Freund Andreas Eichelberg erwartet sie. Er ist schon seit mehreren Tagen in Hamburg. Beide sind vor Birtes Ex-Mann und ihrer Familie in Lübeck geflohen, von denen sie sich bedroht fühlen.

Unvermuteter Glücksfall

Malende Außenseiter: „Die Schlumper“ werden 25 Jahre alt und stellen in der Hamburger Kunsthalle aus

(aus Hinz&Kunzt 153/November 2005)

„Was ohn’ Vorgedanken, ohn’ Kunst, unversehens geschieht, das ist Schlump, der unvermutete Glücksfall“, schreiben die Gebrüder Grimm in ihrem Wörterbuch.

Als Rolf Laute (65) Anfang der 80er-Jahre seine Künstlergruppe „Die Schlumper“ ins Leben rief, ahnte er von dieser Wortbedeutung noch nichts. „‚Schlumper‘ lag damals auf der Hand, weil unser Atelier in den Kellerräumen des Stadthauses ‚Am Schlump‘ untergebracht war.“ Auf die Grimmsche Übersetzung stieß Laute erst später. „Das passt natürlich auf die Art der Kunst der meisten Schlumper“, sagt er, „da die Werke ohne Planung, ohne intellektuelle Vorgedanken entstehen.“ Denn die zurzeit 24 Schlumper sind Künstler mit geistiger Behinderung.