Goodbye, Schnelsen!

Finale der Stadtnotizen im Thalia Theater: Von einem Ikea-Mitarbeiter, der auszog, um in Rumänien sein Glück zu machen

(aus Hinz&Kunzt 172/Juni 2007)

Die „Stadtnotizen“ im Thalia Theater gehen in die fünfte und damit letzte Runde. Ausgerechnet das gemeinhin als langweilig geltende Schnelsen haben sich Regisseur Frank Abt und Dramaturg Benjamin von Blomberg als Finale ausgesucht. Allerdings ist der wahre Protagonist nicht der Stadtteil, sondern Ikea. Für viele ist es mehr als ein banales Möbelhaus – ein Sinnbild für den Wunsch nach Heimat, Familie und Glück.

Heimliche Hochburg der Kunst

Hinz&Kunzt-Verkäufer Erich Heeder zeigt „sein“ Mümmelmannsberg. Er findet den Stadtteil schön – und ist stolz auf die Kreativität der Menschen

(aus Hinz&Kunzt 172/Juni 2007)

Diese Ruhe! Sie empfängt einen an der Haltestelle Mümmelmannsberg. Was für ein wohltuender Kontrast zum Lärm in der U-Bahn. Noch bis Billstedt war die U3 voll besetzt, überwiegend mit Jugendlichen ausländischer Herkunft. Mindestens alle zehn Sekunden war das Wort „Digger“ zu hören, ersatzweise auch „Ey, Alder“, gewürzt mit Gekicher und Geprahle. Als sollten hier böse Klischees bestätigt werden. Und jetzt das: Vogelgezwitscher. Sonst nichts. Kein Straßenlärm, kein Fluglärm, nur wenige Menschen unterwegs: Willkommen in Mümmelmannsberg.

Zwischen Grau und Grün

Billstedt hat nicht den besten Ruf. Aber es lohnt sich, den Stadtteil kennenzulernen. Eine Erkundungstour zu Hochhäusern, Parks und einem Kulturpalast

(aus Hinz&Kunzt 172/Juni 2007)

Meine einzige Erinnerung an Hamburgs Osten ist ein Gefühl. Und dieses Gefühl passt nicht zum strahlenden Frühlingstag, an dem ich mich auf den Weg nach Billstedt mache. Denn es ist ein Gefühl der Beklommenheit. Als ich vier oder fünf Jahre alt war, hatten meine Eltern Bekannte in Mümmelmannsberg, die wir gelegentlich dort besuchten. Wenn ich daran zurückdenke, fällt mir ein, wie klein ich mich damals fühlte zwischen den vielen Hochhäusern und dem grauen Beton überall, der mich zu erdrücken schien. Und heißt es nicht auch: „Billstedt, Mümmelmannsberg und Horn, schuf der liebe Gott im Zorn“?

Billigjob Briefträger

Der Postmarkt wird „liberalisiert“. Die Rechnung zahlen Beschäftigte und Steuerzahler

(aus Hinz&Kunzt 174/August 2007)

Kommendes Jahr soll das Postmonopol endgültig fallen. Erst mal hört sich das gut an, nach mehr Service und günstigerem Porto. Doch die Rechnung dafür zahlen Postboten und Steuerzahler: Löhne und Arbeitsbedingungen in der Branche werden immer schlechter. Und immer häufiger zahlt der Staat Zuschüsse an Unternehmen, die Preise wie Gehälter drücken.

Wenn Patienten kein Zuhause haben

Anlaufstelle für Obdachlose, die Pflege brauchen: die Krankenstube der Caritas in St. Pauli

(aus Hinz&Kunzt 175/September 2007)

Es riecht beißend nach Desinfektionsmittel und warmem Badewasser. Michaela sitzt auf einem Metallstuhl, an die grüngekachelte Wand gelehnt. Die 38-Jährige streckt die Beine aus, lässt Luft an die offenen Stellen in der Haut. Der eine Fuß ist schief verwachsen. „Ich bin seit 20 Jahren auf der Straße“, sagt Michaela Orth, „die Probleme kamen ganz plötzlich, vor zwei Jahren konnte ich noch ganz normal gehen.“ Die blau verfärbte Haut auf ihren Beinen lässt erahnen, wie groß die Wunden auf ihren Beinen mal waren, bis sich Michaela Hilfe holte.

„Eine Frage der sozialen Gerechtigkeit“

Reiche zahlen in Deutschland zu wenig für die Allgemeinheit, meint der Hamburger Millionär Lutz Dau. Er streitet für die Vermögenssteuer – und muss sich dafür sogar beschimpfen lassen. Ein Kommentar.

(aus Hinz&Kunzt 176/Oktober 2007)

Die Initiative „Pro Vermögenssteuer“, der ich mich angeschlossen habe, bestand aus vermögenden Leuten, die sich für die Vermögenssteuer ausgesprochen haben. Einige wollten nicht mit ihrem Namen für die Sache einstehen. Im Nachhinein verstehe ich warum. Denn ich wurde oft in Diskussionen als „Spinner“ oder „weltfremder Verrückter“ bezeichnet und habe viele Briefe mit Beschimpfungen erhalten. Ein junger Reicher ist von seiner Familie sogar so unter Druck gesetzt worden, dass er seine Unterstützung zurückgezogen hat.

Fast wie ein Sauna-Gang

Eine schweißtreibende Angelegenheit: Bei 30 Grad kochten wir mit Uwe Sponnagel Bonbons in einem Ottenser Bonscheladen

(aus Hinz&Kunzt 177/November 2007)

Am 15. November ist unser neues Sonderheft „Hamburger Schokoladenseiten“ erschienen. Darin nehmen wir Sie mit auf eine Entdeckungsreise zu Konditoren, Chocolatiers und typischen Hamburger Süßwarenmanufakturen. Dass das Hinz&Kunzt-Schoko-Team auch vor harter Arbeit nicht zurückschreckte, zeigt das Gastspiel beim Bonbon-Fabrikanten.

„Ich habe den Hass mühsam überwunden“

Die ehemalige Kindersoldatin China Keitetsi schreibt Bücher, um ihre Traumata zu verarbeiten – und kämpft so für eine bessere Zukunft

(aus Hinz&Kunzt 176/Oktober 2007)

Nur weil jemand ein Buch über seine Vergangenheit geschrieben hat, heißt das nicht, dass es der Person leicht fällt, immer wieder darüber zu sprechen. China Keitetsi war Kindersoldatin in Uganda, konnte fliehen und lebt heute in Dänemark. Zusammen mit der Hamburger Schriftstellerin Bruni Prasske hat sie jetzt ihr zweites Buch geschrieben.

Auf der Suche nach dem Straßengold

In Hamburg-Ottensen gibt es jetzt das erste Plattenlabel nur für Straßenmusikanten

(aus Hinz&Kunzt 176/Oktober 2007)

Wenn Sie schon mal durch Ottensen gegangen sind, kennen Sie wahrscheinlich Jana. Meist sitzt die 21-Jährige vor dem Mercado, leuchtend rote Haare, ein schwarzes Akkordeon auf den Knien. Dazu eine Stimme, als säße Sinéad O’Connor vor dem Einkaufszentrum.

Die Magie des Würfels

Christoph Heinrich, Leiter der Galerie der Gegenwart, verabschiedet sich zum zehnjährigen Museums-Jubiläum mit einer Präsentation hauseigener Werke

(aus Hinz&Kunzt 176/Oktober 2007)

Oh – das geht nicht! Christoph Heinrich stoppt mitten im Laufen und geht in die Hocke: Auf dem Boden liegt ein loses Kabel, nicht mehr festgeklebt, man könnte gut darüber stolpern. Da muss er gleich mal in der Technik Bescheid sagen. Heinrich (47) leitet die Galerie der Gegenwart, den Erweiterungsbau der Hamburger Kunsthalle. Vollgestopft mit Kunst des 20. Jahrhunderts; ein dreistöckiger Sandsteinklotz zwischen Hauptbahnhof und Alster.