Wie ein Traum

Seit 15 Jahren können Kinder und Jugendliche in der Zirkusschule Mignon Manegenluft schnuppern

(aus Hinz&Kunzt 170/April 2007)

Die 14-jährige Elisabeth Dauer schreitet in die Mitte der Eingangshalle. Früher war in der alten Villa in Iserbrook die Japanische Schule untergebracht. Wo früher vielleicht der Direktor Ansprachen hielt, hängt jetzt ein Ring an einem stabilen Seil von der Decke. Elisabeth greift mit beiden Händen zu, stößt sich vom Marmorboden ab, zieht sich hoch und schlingt ihre Beine um den Ring. Hängt kopfüber, schlängelt sich dann im Rhythmus der Musik nach oben.

Neues aus der Niedriglohnzone

Ein Rentner überführte Limousinen – und muss vor Gericht um sein Geld streiten

(aus Hinz&Kunzt 171/Mai 2007)

Vielleicht hätte Georg Koch stutzig werden müssen. Ein Vorgesetzter, der seine Geschäfte in einer Kneipe abwickelt. Ein Arbeitgeber, der keinen Arbeitsvertrag ausstellt. Und ein Lohn, der sich nicht an der Arbeitszeit orientiert, sondern an der Zahl der erledigten „Jobs“. All das hätte sein Misstrauen wecken können. Doch Georg Koch wollte vor allem eines: etwas Geld dazuverdienen zu seiner kleinen Rente.

Neues Leben in der Altstadt

Wie kann der Stadtteil wieder wachsen? Was Bezirksamt und Anwohner-Initiative planen

(aus Hinz&Kunzt 171/Mai 2007)

Altona gehört zu Hamburgs begehrten Bezirken. Jedes Jahr wächst es um rund 800 Bewohner. Der einzige Stadtteil, in dem es kein Wachstum gibt, ist Altona-Altstadt. Ein Grund, warum Bezirksamtschef Hinnerk Fock (FDP) diesen Stadtteil mit dem Senatsprogramm Lebenswerte Stadt ins Rampenlicht setzen will.

„Bitten Sie um eine geringere Miete“

Bei vielen Hilfeempfängern übernimmt die ARGE nicht mehr die vollen Mietkosten

(aus Hinz&Kunzt 171/Mai 2007)

Höchstens 318 Euro Miete darf ein alleinstehender Arbeitslosengeld-II-Empfänger für seine Wohnung zahlen. Wer darüber liegt, kann von der Arbeitgemeinschaft (ARGE) aufgefordert werden, die Mietkosten zu senken. Ob er sich genug bemüht hat, liegt im Ermessen seines Sachbearbeiters. Im schlimmsten Fall droht Obdachlosigkeit.

Wo, bitte, geht’s ins Ghetto?

Barmbek-Süd ist schön. Trotzdem fördert der Senat das Quartier. Grund ist nicht die Armut im Stadtteil, sondern ein Neubauprojekt

(aus Hinz&Kunzt 170/April 2007)

Eine ganze Kinderwagenflotte parkt vor der Tür des Kinder- und Familienzentrums (KiFaZ). Drinnen gibt es Mutter-Kind-Frühstück für 50 Cent. „Früher“, erinnert sich KiFaZ-Leiter Helmut Szepansky, „früher gab es hier schon Konfliktpotenzial.“ Früher, das ist bevor Barmbek-Süd, genauer gesagt das Quartier Dehnhaide, 1999 Teil der aktiven Stadtteilentwicklung wurde. „Vorher kam es schon vor, dass ein Alkoholabhängiger plötzlich bei uns im Familienzentrum stand und um etwas zu essen bat – schließlich hatten wir gedeckte Tische.“

„Das sind richtige Schicksale“

Das Spendenparlament fördert gemeinnützige Projekte. Aber inzwischen wenden sich immer mehr Einzelpersonen in ihrer Not an den Verein

(aus Hinz&Kunzt 171/Mai 2007)

Fast 316.000 Euro hat das Hamburger Spendenparlament auf seiner jüngsten Sitzung Ende März an soziale Organisationen verteilt. Damit konnte der Verein den höchsten Betrag seit seiner Gründung vor elf Jahren weiterreichen. Doch obwohl das Spendenparlament nur gemeinnützige Projekte unterstützt, gehen immer mehr Anträge von Einzelpersonen in Not ein. Hinz&Kunzt sprach darüber mit dem Vorsitzenden der Finanzkommission, Erich Wanko (60).

Albtraum Krankenhaus

Magen-Darm-Virus, falsche Medikamentierung und mangelnde Sauberkeit: Was Hinz&Künztler Fred Kötteritzsch im AK Harburg erlebte

(aus Hinz&Kunzt 172/Juni 2007)

Drei Wochen lang lag Hinz&Künztler Fred Kötteritzsch im Krankenhaus Großsand in Wilhelmsburg – und fühlte sich rundum gut betreut. Als er ein paar Wochen später als Notfall ins AK Harburg eingeliefert wurde, erlebte er dagegen einen Albtraum.

Ausgebremste Jungs

Sie sind laut, zappeln herum und stören den Unterricht, lautet das Vorurteil. Warum Jungs in Wahrheit schulisch auf der Strecke bleiben, berichten Petra Neumann und Frank Keil

(aus Hinz&Kunzt 172/Juni 2007)

Schlechte Stimmung, als Marc von der Schule nach Hause kommt. Er ist in der letzten Stunde aus dem Unterricht geflogen; durfte auf dem Flur auf den Pausengong warten. Und das nur, weil er Emmas Federtasche vom Tisch gefegt hat, weil die … Aber das zu erklären, wurde ihm gar nicht erst erlaubt. „Vergiss es“, sagt sein Freund Florian: „Bei uns gibt’s eben Eins-a-Mädchenbevorzugung!“ Als Marcs Mutter nachfragte: „Wirklich?“, verdrehte er nur die Augen: Ja, weiß sie das denn nicht?

Goodbye, Schnelsen!

Finale der Stadtnotizen im Thalia Theater: Von einem Ikea-Mitarbeiter, der auszog, um in Rumänien sein Glück zu machen

(aus Hinz&Kunzt 172/Juni 2007)

Die „Stadtnotizen“ im Thalia Theater gehen in die fünfte und damit letzte Runde. Ausgerechnet das gemeinhin als langweilig geltende Schnelsen haben sich Regisseur Frank Abt und Dramaturg Benjamin von Blomberg als Finale ausgesucht. Allerdings ist der wahre Protagonist nicht der Stadtteil, sondern Ikea. Für viele ist es mehr als ein banales Möbelhaus – ein Sinnbild für den Wunsch nach Heimat, Familie und Glück.

Heimliche Hochburg der Kunst

Hinz&Kunzt-Verkäufer Erich Heeder zeigt „sein“ Mümmelmannsberg. Er findet den Stadtteil schön – und ist stolz auf die Kreativität der Menschen

(aus Hinz&Kunzt 172/Juni 2007)

Diese Ruhe! Sie empfängt einen an der Haltestelle Mümmelmannsberg. Was für ein wohltuender Kontrast zum Lärm in der U-Bahn. Noch bis Billstedt war die U3 voll besetzt, überwiegend mit Jugendlichen ausländischer Herkunft. Mindestens alle zehn Sekunden war das Wort „Digger“ zu hören, ersatzweise auch „Ey, Alder“, gewürzt mit Gekicher und Geprahle. Als sollten hier böse Klischees bestätigt werden. Und jetzt das: Vogelgezwitscher. Sonst nichts. Kein Straßenlärm, kein Fluglärm, nur wenige Menschen unterwegs: Willkommen in Mümmelmannsberg.