„Immer noch träume ich von Deutschland“

Nguyen Phong Dien wurde als Kind im Vietnamkrieg verletzt und in Hamburg behandelt. Als Elfjähriger musste er zurück nach Vietnam, das ihm längst keine Heimat mehr war. Die Schriftstellerin Bruni Prasske hat seine Geschichte aufgeschrieben

(aus Hinz&Kunzt 196/Juni 2009)

Es war die schönste Zeit seines Lebens, hat Dien mir erzählt. Damals war er jahrelang im Krankenhaus Barmbek behandelt worden. Ein Granatsplitter steckte in seinem Rückenmark. Er war fünf Jahre alt und querschnittsgelähmt. Ein Kriegsopfer, das mit einer Gruppe anderer schwer verletzter Kinder in einer spektakulären Aktion von terre des hommes aus Vietnam nach Deutschland ausgeflogen wurde. Dien musste seine Familie, die feuchte Hitze seiner Heimat und alles Vertraute zurücklassen. Er war schwer verletzt. In Vietnam wäre er gestorben.

Erste Hilfe für die Seele

Unfälle, Gewaltverbrechen, Familientragödien: Die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Hamburger Kriseninterventionsteams betreuen die Zeugen menschlicher Dramen

(aus Hinz&Kunzt 196/Juni 2009)

Ein Mensch ist tot – gewaltsam, durch einen Unfall oder durch die eigene Hand aus dem Leben gerissen. Unfassbar. Um die Zeugen solch schrecklicher Ereignisse kümmern sich derzeit knapp 40 ehrenamtliche Mitarbeiter des Kriseninterventionsteams (KIT) des Deutschen Roten Kreuzes – in einer Großstadt wie Hamburg zu wenige. Denn allein in 2008 wurde das KIT zu 224 Einsätzen gerufen, um Menschen im ersten Schock aufzufangen. Olav Meyer-Sievers ist als ehrenamtlicher Helfer seit mehr als drei Jahren dabei. Er erzählt von seinen Erfahrungen.

Hilfe, die ankommt

„Brot für die Welt“ wird 50. Wie und nach welchen Grundsätzen die kirchliche Organisation arbeitet, zeigt das Beispiel zweier Projekte in Uganda. Ein Bericht von Birgit Müller

(aus Hinz&Kunzt 196/Juni 2009)

Wer spendet, will vor allem eins wissen: Kommt das Geld an? „Ja, da sind wir uns ganz sicher“, sagt Joachim Jung, Afrika-Referent von Brot für die Welt. „Wir haben inzwischen ein fein ausgeklügeltes Kontroll- und auch Beratungssystem.“ Wie das funktioniert, haben wir vor zwei Jahren als Mitglieder einer Delegation in Uganda selbst miterlebt.

Gute Swingungen

Umsonst und draußen: The Sankt Pauli Mad Pack macht eine Show wie einst Frank Sinatra und sein Rat Pack. Im August widmet das Swing-Duo Hinz&Kunzt einen Auftritt

(aus Hinz&Kunzt 198/August 2009)

„Könnt ihr auch mal was von Elvis spielen?“ Der obdachlose Rock-’n’-Roll-Fan lässt nicht locker. Wieder und wieder kommt er während der Auftritte des Sankt Pauli Mad Pack mit seinem Liederwunsch. Marcus Prell und Dennis Durant würden ihn ja gerne erfüllen. Aber: Sie machen nur Swingmusik. Ein halbes Jahrhundert nach den legendären Auftritten des Rat Pack in Las Vegas spielen sie dessen Lieder. Mit der Musik von Frank Sinatra, Sammy Davis jr. und Dean Martin bringen sie das edle Flair der 60er-Jahre nach Hamburg.

Das Ende als Anfang

Eine Insolvenz muss für einen Betrieb nicht das Aus bedeuten. Mit einem guten Konzept und viel Engagement kann das Verfahren ein Neustart sein: wie bei der Konditorei Andersen und Druckerei Neef+Stumme

(aus Hinz&Kunzt 198/August 2009)

Obdachlos in Hamburg

Mindestens 1029 Menschen leben in Hamburg auf der Straße – ganz öffentlich. Dabei wünschen sich die meisten nichts mehr als ein bisschen Privatsphäre. Das ergaben zwei Studien: Die eine hat die Stadt in Auftrag gegeben, die andere Hinz&Kunzt. Welche Fragen noch beantwortet wurden und welche Schlussfolgerungen zu ziehen sind, lesen Sie auf den nächsten Seiten.
(aus Hinz&Kunzt 199/September 2009)

„Krisen sind die Jahreszeiten meines Lebens“

Kategorien interessieren ihn nicht: Der kalifornische Pianist Yul Anderson mischt bei seinem Konzert in der Laeiszhalle im September Blues, Klassik und Soul

(aus Hinz&Kunzt 199/September 2009)

Er ist Pianist, und er singt. Kategorien wie Klassik oder Soul interessieren ihn nicht. Yul Anderson macht sein eigenes Ding. Und er hat eine Mission: Er will mit seiner Musik Menschen helfen. Am 19. September kommt der Kalifornier in die Laeiszhalle. Birgit Müller traf ihn im Radisson Blu Hotel.

Zwischen Kino und Currywurst

Autor Uwe Timm lebt zwar in München, doch seine Heimatstadt prägt noch immer seine Arbeit. Im September liest er beim Hamburger Literaturfestival Harbour Front. (aus Hinz&Kunzt 199/September 2009)

„Verstecken geht nicht“

Vor dem Bürgerkrieg in Äthiopien geflohen, fand die Familie von Yared Dibaba in Deutschland ein neues Zuhause. In seinem Buch „Der Heimatforscher“ erzählt der NDR-Moderator von seinem oft schwierigen Leben zwischen zwei Kulturen

(aus Hinz&Kunzt 199/September 2009)

An den Morgen, als die Soldaten kamen, erinnert sich Yared Dibaba noch ganz genau. Sieben Jahre war er alt, als bewaffnete Soldaten während des Bürgerkrieges in Äthiopien in das Haus seiner Eltern in Addis Abeba eindrangen und es durchsuchten. „Ich weiß noch, wie die aussahen, ihre grünen Uniformen, die schwarzen Stiefel, ihre Kalaschnikows.“ Yared und sein ein Jahr jüngerer Bruder verstanden nicht, was da mit den Erwachsenen vorging, die im Wohnzimmer mit erhobenen Händen und dem Gesicht zur Wand standen. Die Angst kam erst später, bei Schießereien in der Nachbarschaft: „Da hatte ich wirklich Todesangst und dachte, gleich sind wir dran.“

„Meine Tochter war nicht schlecht“

Vor neun Jahren wurde die Hinz&Kunzt-Verkäuferin Annett ermordet. Ihre Mutter spricht in Hinz&Kunzt über den Tod und die Drogensucht ihrer Tochter

(aus Hinz&Kunzt 199/September 2009)

Auf den ersten Blick traut man ihr all das gar nicht zu. Die 67 Jahre alte Ingrid Jöhrendt wirkt fast zerbrechlich, so wie sie unter dem Bild ihrer toten Tochter im Sessel sitzt. Ein bisschen müde, mitgenommen von drei Schlaganfällen. Und dem Schmerz um die ermordete Tochter. Man traut es ihr wirklich nicht zu, und doch hat diese zerbrechliche Frau mit einem Zuhälter um die Tochter verhandelt, nächtelang Drogendealer verfolgt und gegen die Sucht ihres Kindes gekämpft.