Wohnungsnot? Wohnungskatastrophe!

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Wohnung frei? Bitte melden! Denn Tausende suchen …

Die GAL nennt die Wohnungsnot in Hamburg eine „angebliche‘‘. Hinz&Kunzt-Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer findet: „Das ist blanker Hohn.‘‘ Denn allein im Bezirk Mitte stehen hunderte auf der Straße, weil es für sie keine Wohnungen gibt.

Viel Spaß mit Görner und Schiller

goerner_johannis_showZwei Vorstellungen „Görner liest Schiller“ – zweimal stehende Ovationen für den Rezitatoren. Die literarischen Stunden in der Kulturkirche Altona zugunsten von Hinz&Kunzt waren ein voller Erfolg!

Hamburger Kochschule 2010/2011

Ab sofort bei Ihrem Hinz&Künztler: Geschichten und Rezepte vom Kochen lernen, von uns serviert!

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Koch Fabian Ehrich (Mitte) mit den Hinz&Künztlern Dirk und Mandy

Liebe Hinz&Künztler, ihr seid nicht vergessen!

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Viele Obdachlose haben keine Freunde und keine Familie, die nach ihrem Tod an sie denken. Hinz&Kunzt gibt seinen Verkäufern Arbeit und will eine Heimat für sie sein. Und Heimat heißt auch, dass man dort nicht vergessen wird.

Görner liest Schiller

Plakat zu Lutz Görners Schiller-Tour
Plakat zu Lutz Görners Schiller-Tour

Lutz Görner, der wohl einzige hauptberufliche, in jedem Fall der berühmteste, Rezitator deutscher Lyrik macht´s für Hinz&Kunzt am 13. November!

Abzock-Vermieter

Willkommen: Kuhlmann-"Wohnung" in Wilhelmsburg
Willkommen: Kuhlmann-"Wohnung" in Wilhelmsburg

Anzeige gegen Arge wegen Fall Kuhlmann und neue Wohnungen für Dallmer-Zerbe-Mieter

Kicken an der Copacabana

Seit sieben Jahren fährt Hinz&Kunzt-Fotograf Mauricio Bustamante zur Fußball-Weltmeisterschaft der Obdachlosen. Begeistert hat er uns vom diesjährigen „Homeless World Cup“ in Rio de Janeiro erzählt, von Fußball am Strand und geplatzten Träumen.

213-kickenErst beim Ausflug auf den Zuckerhut haben die deutschen Spieler gemerkt, dass sie wirklich in Rio de Janeiro sind. Bis dahin waren sie die ganze Zeit auf dem Turnierplatz gewesen. Aber an diesem Tag sind die sechs Spieler, ihr Trainer Stefan Huhn und Katrin Kretschmer, die Teamleiterin, mit der Seilbahn auf den Zuckerhut gefahren. Als wir oben waren, wollte ich ein Foto machen, dafür haben alle ihre Trikots angezogen. Und plötzlich war die Hölle los: Brasilianische Kinder kamen auf uns zugestürmt, alle wollten mit den Spielern fotografiert werden. Auf einmal wurden die Jungs behandelt wie richtige Stars! Die Stimmung war in Rio die ganze Zeit über genial. Die beiden Spielfelder waren am Strand von Copacabana aufgebaut – eine unglaubliche Kulisse. Es war angenehm warm, die Leute sind nach jedem Spiel ins Meer gesprungen. Rund um das Turniergelände spielten die Kinder im Sand Fußball – und abends haben sie gebettelt, dass sie noch mit dem deutschen Team kicken durften.
Auf dem Platz waren alle fair. Das ist bei 440 Spielern aus 49 Ländern ja überhaupt nicht selbstverständlich, zumal sie alle in irgendeiner Form Erfahrungen mit Obdachlosigkeit, Armut, Drogen oder Gewalt gemacht haben. Das Niveau der Teams war zum Teil sehr unterschiedlich, aber es gab zum Glück viele gute Verlierer.
Ich fand auch, dass die deutsche Mannschaft als Team gut funktioniert hat. Das war echt eine coole Truppe. Und das, obwohl sie so unterschiedlich sind: Der jüngste Spieler, Patrick Bochmann aus Leipzig, ist gerade mal 18 Jahre, die Ältesten sind mehr als doppelt so alt. Zum Glück war Jiri Pacourek aus Nürnberg dabei, der hat das Team zusammengehalten und öfter mal Streit geschlichtet. Den gab es vor allem gegen Ende des Turniers, als nach der Niederlage gegen die Philippinen am sechsten Spieltag klar wurde, dass das deutsche Team es nicht auf die vorderen Plätze schaffen würde. Am Ende haben sie den 32. Platz erreicht, da waren schon einige enttäuscht.
Ein schwerer Schlag war auch die Verletzung von Torwart Steven Duda aus Bensheim: Der hat sich am dritten Spieltag den Finger gebrochen und musste von da ab vom Spielfeldrand aus zusehen. Und Thiago Keller aus Gifhorn wurde nachts von sechs Jugendlichen mit vorgehaltenem Messer ausgeraubt – zum Glück ist ihm nichts passiert! Aber trotz aller Probleme hat das Team bis zum Schluss super zusammengehalten. Ich freue mich schon darauf, nächstes Jahr nach Paris zu fahren – mal gucken, ob die Brasilianer dort ihren Titel verteidigen können!

Ich bin Schillers Handelsvertreter

Davon kann man leben? Lutz Görner ist der wohl einzige hauptberufliche Poesie-Rezitator Deutschlands. Im November liest er in der Altonaer Kulturkirche sein Programm „Opiumschlummer und Champagnerrausch“ zugunsten von Hinz&Kunzt.

Görner zetert: „Sein Glück für einen Apfel geben, oh Adam, welche Lüsternheit.“ Wer das geschrieben hat, heißt Gottfried Ephraim Lessing.
Görner stöhnt: „Die müde Seele ruft dem großen Tröster zu, das Fleisch riecht schon nach Gruft.“ Wer das geschrieben hat, heißt Andreas Gryphius.
Görner jubiliert: „Freude, schöner Götterfunken …“ Wer das geschrieben hat, heißt Friedrich Schiller.
„Görner liest Schiller – Opiumschlummer und Cham­pagnerrausch“ heißt das aktuelle Programm von Deutschlands „wohl berühmtestem Rezitator“ (Görner und praktisch alle Kritiker über Görner) deutscher Lyrik. Seit mehr als 35 Jahren schreit und wispert, faucht und ächzt der 65-Jährige auf den Bühnen dieses Landes, wenn er aus den Lebenswerken großer deutscher Dichter deklamiert.
Ein Mann mit einer Mission. Germanistik hatte er studiert an der Hochschule zu Köln, Theaterwissenschaft, Kunstgeschichte, Philosophie und Soziologie. Er ging ans Theater, wollte Intendant sein, der erste Mann am Hause. Er wurde Schauspieler, Bühnenarbeiter, Requisiteur, Dramaturg und Regieassistent in Köln, München und Hamburg – und hatte bald keine Lust mehr. „Weil die Leute, mit denen ich zusammen war, mir einfach nicht genügten und das viele Gequatsche und Diskutieren mir auf die Nerven ging.“ Heinrich Heines „Harzreise“ bekam er in die Hände, da war er 29, studierter Germanist und kannte Heine gar nicht. „Da dachte ich, den kennen andere auch nicht.“ Also baute er ein Heine-Programm, trat damit auf und bekam so viel Beifall, dass er mitten in der Spielzeit sein Engagement am Münchner Theater der Jugend kündigte.

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„Seitdem habe ich nie wieder was anderes gemacht. Und seitdem schreibt mir niemand mehr etwas vor. Wenn ich Fehler mache, dann mache ich die selber und das ist sehr angenehm. Ich wollte Intendant werden und das bin ich jetzt auch – mein eigener.“
Neben seinen Liveshows hat Görner bis heute Dutzende CDs, MCs, LPs und DVDs produziert, rund drei Millionen der Tonträger verkauft. Seine Sendung „Lyrik für alle“ läuft seit 1993 jeden Sonntag im 3sat-Fernsehen, im Schnitt schauen rund 250 000 Zuschauer zu. Für Nachwuchs sorgt er außerdem: Etliche habe er ausgebildet, annähernd so erfolgreich wie er selbst ist kaum einer. „Da gehört anscheinend mehr dazu als nur der Wunsch.“
Der Meister selbst bereitet im intensiven Studium seine Programm vor, manchmal drei Jahre lang. „Das dauert bei mir immer so lange und deswegen hat das so eine hohe Qualität.“ Mit etwas, das ihn selbst nicht vollkommen überzeugt, würde er sich nie auf eine Bühne stellen. Rainer Maria Rilke und Hermann Hesse zum Beispiel hat er von jeher ausgelassen. Aus politischen Gründen. „Der berühmte Herr Rilke oder der Herr Hesse, das sind so Traumtänzer, die so tun, als wenn nichts sie irgendetwas anginge“ – ein Verhalten, mit dem Görner nichts anfangen kann. Er selbst wurde Anfang der 80er-Jahre, als er in St. Georg lebte und am Thalia Theater arbeitete, Mitglied der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP). „Ich war vorher in New York, da habe ich dieses wölfische Wesen kennengelernt, diese kapitalistische Fratze. Und dann hab’ ich gedacht: ,Was mach ich jetzt?‘“ Er wurde Kommunist. „Dann habe ich aber gemerkt, dass das Quatsch ist. Aber ich bin immer noch ein Linker.“
Zwangsläufig, findet er: „Die Welt ist, das weiß doch jeder, ungerecht. Und unsere ist vielleicht noch die ungerechteste, weil wir die übrige Welt ausbeuten und denken: ,Das kümmert mich nicht.‘ Dabei haben letztlich alle, die wir hier leben, unsere Schippe Schuld, ob wir arm sind oder reich. Es gibt nicht einen vernünftigen Menschen auf dieser Erde, der nicht zumindest ähnlich denkt.“ Darunter die Dichter, die Görner auswählt. Jene, die er auslässt, gehören für ihn nicht dazu, denn „natürlich gibt es auch unter Dichtern FDP-Wähler“.
Was Görner auch nicht einsieht: Schillers Balladen. Gerade die hätten ihn so lange überhaupt von Schiller abgehalten, sagt er. 35 Jahre lang habe er einen Bogen um ihn gemacht. Dann, angespornt von einem befreundeten Germanistikprofessor, las er haufenweise Biografien und entdeckte Schiller für sich, oder besser: die zwei Schillers. „Den einen vor seiner Ehe und den einen danach, so einen Opium-Champagner-Schiller, und den häuslichen, bürgerlichen.“ Beim abhängigen, von schwerer Krankheit gezeichneten Dichter „ist eigentlich alles schiefgegangen“, sagt Lutz Görner, „und trotzdem hat er dieses gigantische Werk aus diesem kranken Körper herausgeholt, und das ist natürlich bewundernswert.“

Über sein aktuelles Programm, mit dem er in diesem Jahr zum zweiten Mal durchs Land tourt, sagt Görner: „Noch nie war die Begeisterung meines Publikums so einhellig wie bei diesem Programm. Pfeifen, Trampeln, Klatschen, Standing Ovations. Das hat Glückshormone bei mir ausgelöst.“ Weil es heißt, dass er einen Weg gefunden hat, Menschen dazu zu bringen, Schiller zu lieben. „Jemand, der sich nicht so wie ich die ganze Zeit mit dem Zeugs beschäftigen kann, der kriegt – flatsch – in zwei Stunden von mir was Gutes hingelegt.“ Görner sieht sich selbst als Animateur zum Lesen, als Entertainer der Lyrik, als der „Handelsvertreter“ von Goethe, Schiller und den anderen. „Ich preise den dann an, was das für ein toller Hecht ist, und dass es sich so lohnt, den zu lesen und hoffe, dass ich ein paar Leute dazu kriege.“

Text: Beatrice Blank
Illustration: Mirja Winkelmann

Görner liest Schiller – Opiumschlummer und Champagnerrausch, Benefizveranstaltung für Hinz&Kunzt: Kulturkirche Altona, Max-Brauer-Allee, Samstag, 13. November, 20 Uhr, 15/10/8/5 Euro, VVK bei Hinz&Kunzt, Tel. 32 10 83 11.

„Nicht mal ein Taschentuch konnten wir mitnehmen“

Als Kind spielte Adrienn Fuchs auf den Dämmen der Rotschlammbecken von Kolontár. Als der Wall Anfang Oktober brach, verlor sie ihre Großmutter und ihr Elternhaus. Niemand weiß, ob der Landstrich je wieder bewohnbar sein wird. Ein Dorf ist obdachlos.

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Adrienn Fuchs hat die Schutzmaske auf die Stirn geschoben und ruft nach ihrer Katze. „Ciza!“ Ihre zarte Stimme geht im Dröhnen der Bulldozer unter. „Vielleicht hat sie sich in einen Baum gerettet“, sagt die zierliche 29-Jährige mit dem langen dunklen Haar und zieht den Atemschutz wieder vor Nase und Mund. Die Luft beißt. In Fischerhose und Regenparka stapft sie weiter über das Stück Land, das einmal ihr Zuhause war. Vorbei am Gartenzaun, der jetzt auf dem Boden klebt, zu dem Haufen Balken und Bretter, die vom Schafstall übrig geblieben sind. Vielleicht versteckt sich die Katze hier. „Ciza!“ … Diese Geschichte und die Fotos dazu: Exklusiv in der Hinz&Kunzt-Novemberausgabe.

Text: Mathias Becker
Fotos: Antonia Zennaro