Das Treffen mit der Hamburger Literaturpreisträgerin ist gleichzeitig die Abschiedskolumne von Nefeli Kavouras.
Ich verrate Katharina Unteutsch nicht, dass ich Cappuccino mit Haferdrink ungenießbar finde. Schließlich geht es bei diesem Treffen irgendwie auch um Abschiede, und Abschiede dürfen manchmal bittersüß schmecken, wie Haferdrink.
Dabei ist der Anlass, warum ich die Autorin Katharina Unteutsch treffe, ein wahrlich schöner: Sie wurde für ihre Kurzerzählungen mit dem Übertitel „Woran wir glauben“ im Dezember 2023 mit dem Hamburger Literaturpreis ausgezeichnet. Eine Auszeichnung, die ihr viel bedeutet und die Gewissheit verschafft: „Du bist eine richtige Autorin. Ich glaube, dieses Zusammentreffen von äußerer und innerer Wahrnehmung ist für mich das Tolle daran.“ Bisher hat Katharina Unteutsch in Anthologien veröffentlicht und wusste, dass es nicht leicht ist, eine Jury mit kurzen Erzählungen zu überzeugen. Ihre Texte sind selten länger als zwei Normseiten, manchmal füllen sie sogar nur eine halbe Seite. „Meine Arbeit kommt vielleicht dem Gedichtschreiben recht nah. Ich mag dabei vor allem die Spracharbeit. Je kürzer der Text ist, desto bedeutsamer wird jedes Komma, jeder Buchstabe, jede Silbe, und jede Entscheidung verändert den Rhythmus“, sagt Katharina Unteutsch. Es geht in ihren Texten um Momente oder um Bilder, die sie entwirft.
Die gesammelten Kolumnen
Ob sie Abschiedsschmerz empfindet, wenn sie einen ihrer kurzen Texte vollendet hat, frage ich sie und sie lacht: „Ja, es ist schön, sich von einem Text zu verabschieden, aber auch immer ein bisschen traurig.“
Vielleicht ergeht es ihr so auch mit Hamburg. Denn die Autorin ist gerade dabei, sich von der Stadt zu verabschieden. Schon bald steht der Umzug an; künftig wird Katharina Unteutsch in einer ruhigen Idylle leben, in der es nur einen Zigarettenautomaten gibt und der Einkauf auf einen Biobauernhof führt. „Deswegen ist es so schön, den Preis jetzt bekommen zu haben, kurz bevor ich wegziehe. Das lässt mich mit einem guten Gefühl gehen. Wobei es sich nicht so anfühlt, als würde ich Hamburg komplett verlassen“, sagt Katharina Unteutsch. Sie fühlt sich mit der Stadt verbunden, weil ihre Familie hier lebt, aber auch, weil sie sich der Hamburger Literaturszene zugehörig fühlt.
Während ich den restlichen Milchschaum in meiner Tasse betrachte und nicht austrinken mag, scheint sich Katharina Unteutschs Abschiedsgefühl auf mich zu übertragen. Es ist auch schön, ein Kapitel zu beenden, weil es bedeutet, dass es dieses Kapitel gegeben hat. So geht es mir ein wenig. Dies ist die letzte Kolumne unter der Überschrift „Auf ein Getränk mit …“, und Abschiede fallen mir nie leicht. Aber gleichzeitig überwiegt die Freude über all die besonderen Begegnungen, über all die Getränke – von Gin & Tonic bis zu heißer Schokolade – und auch das Wissen, ein Teil von Hinz&Kunzt gewesen zu sein.
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