Mehr Frauen als Männer leiden unter Armut und ungerechter Bezahlung. Das gilt nicht nur für Entwicklungsländer, sondern auch für das reiche Hamburg. Das hat nun der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) anlässlich des diesjährigen Frauentags nachgewiesen.
Armut und Geschlechterungerechtigkeit gehen häufig Hand in Hand. Und zwar weltweit: Nach einem Bericht der Entwicklungshilfeorganisation One gibt es in 155 Ländern noch immer Gesetze, die Frauen schlechter stellen als Männer. Außerdem können demzufolge eine halbe Milliarde Frauen nicht lesen und wird 62 Millionen Mädchen die Schulbildung verwehrt. Der Bericht zeige, dass die Länder, in denen es Mädchen von Geburt an am schwersten haben, gleichzeitig die ärmsten Länder sind, sagte Tobias Kahler, Deutschland Direktor von One. Das Fazit der Organisation: „Armut ist sexistisch.“
Auch in Deutschland sind Frauen häufiger von Armut betroffen als Männer. Darauf weist die Nationale Armutskonferenz hin. Mehr als 2,2 Millionen Frauen im erwerbsfähigen Alter lebten von Hartz IV (Zum Vergleich: Bei Männern sind es 112.000 weniger). Gründe dafür seien Unterbrechungen in den Erwerbszeiten durch Kindererziehung und Pflege, der hohe Anteil an Teilzeitbeschäftigungen und schlechtere Bezahlung.
DGB legt Arbeitsmarktreport vor
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat gerade in einem Datenreport belegt, dass Frauen auch auf dem Hamburger Arbeitsmarkt benachteiligt werden. Daraus geht hervor, dass jede dritte Frau in Hamburg einen Niedriglohn erhält. Jede Zweite arbeitet befristet, in Teilzeit oder einem Minijob. Frauen mit Vollzeitjob verdienen laut DGB im Schnitt 711 Euro weniger als männliche Kollegen – ein Lohnunterschied von 25 Prozent.
„Dass solche Benachteiligungen im Jahre 2016 noch Realität sind, ist unfassbar“, sagte die Hamburger Landesvorsitzende Katja Karger. „Arbeitgeber und Politik sind aufgefordert, bessere Rahmenbedingungen zu schaffen, um die Erwerbssituation von Frauen zu verbessern.“
Karger fordert ein grundsätzliches Neudenken von Arbeitszeit: „Beschäftigte sollten souverän entscheiden können, wann sie in welcher Lebenssituation wie viel arbeiten.“ Dabei müssten Arbeitgeber und Staat sie unterstützen. „Nur so werden Frauen Aufgaben wie Arbeit, Kinder, Pflege unter einen Hut bringen, ohne dass der Weg direkt in eine prekäre Job-Sackgasse und Altersarmut führt.“
Text: BELA
Foto: Daniel Modjesch, Action Press