Gute Nachricht für Menschen ohne legalen Aufenthaltsstatus in Hamburg: Künftig erhalten sie anonym und kostenlos eine medizinische Grundversorgung sowie eine Sozial- und Rechtsberatung im Projekt „Andocken“ der Diakonie.
Nur wenige Meter von der Notfallpraxis Altona entfernt hat das Diakonie-Hilfswerk Hamburg eine Praxis für Menschen ohne Papiere eröffnet. Zwei Mal in der Woche bietet die Praxis in der Bernstorffstraße 174 eine anonyme hausärztliche und gynäkologische Grundversorgung verbunden mit einer Sozial- und Rechtsberatung an.
Nach Angaben der Diakonie leben und arbeiten mehrere Tausend Menschen aus Afrika, Südamerika und Osteuropa „illegal“ in Hamburg. Auch für sie gilt in der Bundesrepublik das Grundrecht auf eine medizinische Versorgung. Jeder Arzt hat die Pflicht zu helfen. Doch was nützt dieses Grundrecht, wenn Fragen der Finanzierung nicht geklärt sind und die Anonymität der Patienten nicht sichergestellt ist?
Aus Angst vor einer Abschiebung gehen viele gar nicht und teilweise erst viel zu spät zum Arzt. Zudem ist die Zahlung der ärztlichen Leistungen längst nicht gesichert. Wer nicht im Besitz einer Krankenversicherung ist, den führen die hohen Arztkosten in Schulden und Abhängigkeiten.
„Das ständige Leben in Angst führt zu Haltlosigkeit. Wir wollen den Menschen die Möglichkeit zum Andocken bieten“, sagt Dirk Ahrens, Leiter des Diakonie-Hilfswerks Hamburg. Mit dem Projekt Andocken will die Diakonie die Gesundheitsversorgung der Betroffenen sicherstellen und ihnen einen Weg aus dem „Leben in der Schattenwelt“ bereiten.
„Unsere Erfahrung zeigt, dass der Bedarf groß ist“, sagt Angela Bähr, zuständig für den Bereich Migrations- und Frauensozialarbeit bei der Diakonie. 2009 hatte die Diakonie mit der Studie „Leben ohne Papiere“ die Lebenssituation von Papierlosen in Hamburg untersucht. 663 der insgesamt 985 Patienten, die in diesem Zeitrahmen von der medizinischen Vermittlungs- und Beratungsstelle Medibüro betreut wurden, waren Frauen. „Wir freuen uns besonders, mit Teresa Steinmüller eine Gynäkologin in unserem Team zu begrüßen.“ Diese Stelle wird durch die Behörde für Umwelt und Gesundheit finanziert. Die weiteren Kosten für das Projekt werden bislang aus Mitteln der Diakonie und einer großzügigen Unterstützung durch das Hamburger Spendenparlament abgedeckt.
„Es wäre wünschenswert, dass die Stadt mehr Verantwortung übernimmt und die Finanzierung dauerhaft sicherstellt“, sagt Bähr. Neidvoll blickt sie nach München, Bremen oder auch Berlin. Dort werden die existierenden Einrichtungen von der öffentlichen Hand getragen. Bis es in Hamburg soweit ist, ist das Projekt weiterhin auf das Entgegenkommen der Behörde, die Unterstützung durch die Diakonie und zahlreiche Spenden angewiesen.
Text und Foto: JOF