Obdachlosigkeit ist schon im Sommer echt hart – im Winter wird es richtig gefährlich. Wie geht es den beiden Obdachlosen Krzysztof und Roman nach drei Monaten im Container?
Krzysztof ist kaum wiederzuerkennen. Bis Oktober hatte er auf Hamburgs Straßen Platte gemacht. „Manchmal waren wir die ganze Nacht wach, um nicht wieder ausgeraubt zu werden“, erzählt er. Außerdem wurde er immer wieder von Behörden und Polizei vertrieben. Das war ein anstrengendes Leben, das ihm viel abverlangt hat. Um das alles auszuhalten, tranken er und seine Freunde viel Alkohol.
Kalter Asphalt
Ein Vierteljahr später geht es ihm viel besser. Zusammen mit seinem Freund Roman, den er „Papa“ nennt, lebt er seit November in einem Wohncontainer auf dem Grundstück einer Altonaer Kirchengemeinde. Das sind die begehrtesten Plätze im Winternotprogramm für Obdachlose. Nicht viel Platz für zwei Personen zwar, aber immerhin ein Dach über dem Kopf und eine Tür, die man abschließen kann.
„Warm, Bett, Dusche. Alles, was man braucht!“, sagt Krzysztof sichtlich zufrieden. Gut sieht er aus, richtig erholt. „Ich habe keinen Husten mehr“, sagt Krzysztof. Er und Roman haben auch aufgehört, viel Alkohol zu trinken: „Wir brauchen uns jetzt nicht mehr mit Wodka warmhalten.“ Endlich hat Krzysztof die Kraft, sein Leben auf die Reihe zu bekommen. Mithilfe einer Sozialarbeiterin hat er erfolgreich Arbeitslosengeld beantragt. Und er war beim Jobcenter, um sich nach freien Stellen zu erkundigen. Sogar ein Jobangebot hatte der Schweißer schon.
Ankommen in den eigenen vier Wänden
Und dann das: Beim Duschen stürzt Krzysztof und bricht sich die rechte Hand. „Die Knochen sind total zerstört“, sagt er. Zwei Finger kann er nicht mehr bewegen. Wenn es schlecht läuft, bleibt das auch so. Ein Schweißgerät würde er dann nicht mehr halten können.
Doch Krzysztof gibt nicht auf. „Wahrscheinlich kriege ich einen Job, der zu meiner Hand passt“, sagt er und betont: „Ich will arbeiten!“ Er hofft, im April nach dem Winternotprogramm in eine dauerhafte Unterkunft umziehen zu können. Darauf hat er als Arbeitslosengeldempfänger einen Anspruch.
Auch Roman sieht erholt aus. „Seit Papa mit mir hier ist, ist er ein anderer Mensch“, sagt Krzysztof. „Er lacht mehr und trinkt weniger.“ Für ihn wird es aber schwieriger werden, einen Job zu finden. In Polen arbeitete er in einem Bergwerk. Aber Bergarbeiter werden in Hamburg nicht gebraucht.
Außerdem fällt es dem Polen schwer, deutsch zu sprechen. Und weil er in Deutschland noch nie sozialversicherungspflichtig gearbeitet hat, muss er nach dem Winternotprogramm wohl wieder auf die Straße zurück. „Ich habe keine andere Wahl“, übersetzt Krzysztof für ihn. Roman zuckt mit den Achseln. Was soll er auch machen? Krzysztof verspricht: „Wir werden zusammenhalten.“