Leichte Sprache
Alles auf eine Karte

In vielen Geschäften funktioniert das Bezahlen mit der „SocialCard“ bislang nicht. Illustration: Wolfgang Wiler

Seit einem Jahr gibt es in Hamburg die „SocialCard“.
„SocialCard“ ist Englisch.
Die „SocialCard“ ist eine besondere Bezahl-Karte für Geflüchtete.
Geflüchtete bekommen kein Bargeld mehr.
Sie müssen fast alles mit der Karte bezahlen.
Viele Menschen finden das nicht gut.

Lieber selbst entscheiden können

Im Café Exil gibt es viele Besucher.
Menschen kommen und gehen.
Hier kann man Gutscheine in Bargeld tauschen.
Ein Flyer erklärt das in sechs Sprachen.

Rostam ist 31 Jahre alt und kommt aus Afghanistan.
Er hat drei Gutscheine von Budni.
Jeder Gutschein ist 50 Euro wert.
Er tauscht die Gutscheine und bekommt 150 Euro in bar.

Rostam lebt seit einem Jahr in Deutschland.
Er sagt: „Ich will selbst entscheiden,
wofür ich Geld ausgebe.“
Mit der „SocialCard“ ist das nicht möglich.

Nur Berlin noch ohne „SocialCard“

Im Februar 2024 hat Hamburg die „SocialCard“ eingeführt.
Geflüchtete bekommen damit kein Bargeld mehr.
Hamburg war das erste Bundesland mit dieser Karte.
Jetzt gibt es die Karte fast überall in Deutschland.
Nur in Berlin gibt es sie nicht.
Bald soll es eine einheitliche Karte für ganz Deutschland geben.

Die Ämter in Hamburg sagen:
„Mit der Karte können wir das Geld einfacher verteilen.“
Die Stadt Hamburg ist zufrieden mit der Karte.
Über 3000 „SocialCards“ haben Menschen in Hamburg bekommen.
Außerdem noch mehr als 700 Karten für ganz Deutschland.

Eine Sprecherin von den Behörden sagt:
„Die meisten Geflüchteten finden die Karte gut.
Nur wenige Menschen beschweren sich.
Viele Geflüchtete sind froh,
dass sie die Karte sofort bekommen.
Sie müssen nicht lange auf Geld warten.

„Nein zur Bezahl-Karte“

Tobias Walter findet die „SocialCard“ nicht gut.
Er ist 42 Jahre alt und Ingenieur.
Er hilft in der Gruppe „Nein zur Bezahl-Karte“.
Diese Gruppe gibt Geflüchteten Bargeld,
so wie heute im Café Exil.

Tobias Walter sagt:
„Die Karte macht viele Probleme.“
Er und seine Gruppe glauben:
Die Karte soll das Leben für Geflüchtete schwer machen.
Dann kommen vielleicht weniger Geflüchtete nach Deutschland.
Auch eine Gruppe von Anwälten sagt:
„Die Bezahl-Karte ist Schikane.“
Schikane heißt:
Die Karte soll absichtlich das Leben schwer machen.

Es gibt viele Probleme mit der „SocialCard“.
Geflüchtete bekommen 185 Euro im Monat.
Aber nur 50 Euro davon als Bargeld.
Für Kinder gibt es sogar nur 10 Euro Bargeld.

Mit der Karte kann man in großen Supermärkten bezahlen.
Aber nicht überall, wo es billig ist.
Man kann nicht auf Flohmärkten oder in Secondhand-Läden bezahlen.

Viele Menschen finden die Karte falsch:

  • Geflüchtete Menschen können nicht selbständig leben.
  • Sie dürfen kein Geld überweisen.
  • Sie können kein Online-Konto nutzen,
    zum Beispiel den Dienst „PayPal“.
  • Viele Menschen sagen,
    dass manche Geschäfte zu teuer sind.

Mit Gutscheinen zu Bargeld

Jetzt soll es kleine Änderungen geben.
Zum Beispiel: Bald soll es möglich sein,
Geld in Deutschland zu überweisen.

Es gibt eine sichere Lösung für die „SocialCard“.
Die Gruppe „Nein zur Bezahlkarte“ hat sie gefunden.
Geflüchtete tauschen einfach Gutscheine in Bargeld.
Dafür gibt es eine WhatsApp-Gruppe.
Dort steht, wo und wann der Tausch möglich ist.

Der Tausch geht so:
Geflüchtete kaufen mit der „SocialCard“ Gutscheine.
Im Café Exil tauschen sie die Gutscheine in Bargeld.
Die Gutscheine bekommen dann Helfer und Infostände.
Die stehen zum Beispiel bei Spielen vom FC St. Pauli.
Dort können alle die Gutscheine gegen Bargeld kaufen.
Und das Geld kommt dann wieder ins Café Exil.
Jeden Monat werden so bis zu 40.000 Euro getauscht.

Tobias Walter sagt:
„Immer mehr Menschen brauchen Bargeld.
Wir schaffen es bald nicht mehr.“
Die Gruppe „Nein zur Bezahl-Karte“ hat einen Wunsch:
Geflüchtete sollen ein normales Konto bekommen.
Dann brauchen sie keine „SocialCard“ mehr.

Übersetzung in Leichte Sprache: Grone barrierefrei

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Artikel aus der Ausgabe:

Kein Bargeld, kein Problem?

Die Gesellschaft wird bargeldloser – was bedeutet das für Arme und Obdachlose? Eine Spurensuche in Schweden. Außerdem: Wie Sie Hinz&Kunzt mit dem Handy bezahlen können, wo Sie in Hamburg Filmkunst aus Osteuropa sehen können und worunter die Psyche von Geflüchteten leidet.

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Autor:in
Jochen Harberg
Seit über 40 Jahren im Traumberuf schreibender Journalist, arbeitete festangestellt u. a. für Stern und Welt am Sonntag. Seit 2019 mit großer Freude im Team von Hinz&Kunzt.

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