Hauptbahnhof :
Hinz&Kunzt kritisiert das neue Alkoholverbot

Innensenator Andy Grote bei der Enthüllung der neuen Hinweisschilder zum Alkoholverbot am Hamburger Hauptbahnhof. Foto: Actionpress / Nibor

Auf dem Vorplatz des Hamburger Hauptbahnhofs ist der Konsum von Alkohol jetzt verboten. Hinz&Kunzt kritisiert, dass die Maßnahme die Vertreibung von Obdachlosen zur Folge haben wird.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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In der Diskussion um Gewalt am Hauptbahnhof reagiert die Innenbehörde mit weiteren Verboten: Zu dem bereits geltenden Waffenverbot kam am Dienstag ein Alkoholkonsumverbot hinzu. Es gilt auf dem Vorplatz auf der Richtung St. Georg gelegenen Seite und dem Umlauf des Hauptbahnhofs am Steintordamm –Orte, an denen sich bislang oftmals alkoholkranke Obdachlose aufhalten.

Zum Hintergrund: An keinem Bahnhof in Deutschland registriert die Polizei mehr Straftaten als am Hamburger Hauptbahnhof. Das ging vor etwa einem Jahr aus einer parlamentarischen Anfrage der AfD im Bundestag hervor. Seitdem wird über den „Kriminalitätsschwerpunkt“ (Sat1) diskutiert. Der Senat reagierte mit einem Waffenverbot und einer Ausweitung der Kontrollen durch Sicherheitsdienste und Polizei reagiert. Dabei verweist der Senat eigentlich darauf, dass der Hauptbahnhof „der frequentierteste Bahnhof in Deutschland“ und im Verhältnis zu den Fahrgastzahlen „keineswegs der gefährlichste“ ist.

Kommentar
Kein Alkohol ist auch keine Lösung
Am Hamburger Hauptbahnhof will der Senat in Zukunft ein Waffen- und Alkoholkonsumverbot umsetzen. Ein Kommentar von Hinz&Kunzt-Redakteur Jonas Füllner.

Ein Blick in die Statistik zeigt beispielsweise, dass am Bahnhof Sternschanze deutlich mehr Straftaten im Verhältnis zu den dortigen Fahrgastzahlen verübt werden. Das jetzt lediglich vor allem für den Hachmannplatz und Heidi-Kabel-Platz gelten Alkoholverbot begründet die Innenbehörde wiederum mit einem Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Gewalt. So sei laut Innensenator Andy Grote rund jede vierte Straftat unter Alkoholeinfluss verübt worden.

Besonders treffen wird das neue Verbot allerdings alkoholkranke Obdachlose, die sich bislang unter dem Vordach am Hachmannplatz aufhielten, kritisiert Hinz&Kunzt-Geschäftsführer Jörn Sturm: „Man kann kranken Menschen mit Verboten nicht helfen, sondern sie lediglich vertreiben.“ Bezirk und Sozialbehörde würden derzeit mit mehr Straßensozialarbeit, zusätzlichen Notschlafplätzen und einem Umbau des Vorplatzes des Drogenkonsumraum Drob Inn immerhin kleine Schritt zu einer Verbesserung der Situation am Hauptbahnhof beschreiten. „Ein weiteres Verbot hingegen konterkariert die Bemühungen, armen Menschen am Hauptbahnhof helfen zu wollen“, sagt Jörn Sturm.

Autor:in
Jonas Füllner
Jonas Füllner
Seit 2013 bei Hinz&Kunzt - erst als Volontär und inzwischen als angestellter Redakteur.

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