Hamburg war Alexandras große Hoffnung, als sie mit 16 aus Rumänien auswanderte. Doch der Traum vom besseren Leben platzte schnell: Mit vier anderen Familien lebt sie in einer Fünfzimmerwohnung in einem verfallenen Altbau.
An ihrem Verkaufsplatz unweit der U-Bahn-Station Eppendorfer Baum ist Hinz&Künztlerin Alexandra eine Institution. Passanten nicken ihr aufmunternd zu. Einige bleiben kurz zum Klönen stehen. Dabei hat die 26-Jährige erst im Mai einen Hinz&Kunzt-Ausweis erhalten. „Ich habe eigentlich schon immer hier gestanden“, erklärt die gebürtige Rumänin. Früher allerdings als Straßenmusikerin. Mit ihrem Akkordeon in der Hand versuchte sie, sich etwas Geld für ihre Familie zu erbetteln. „Einen Tag lief es gut, einen Tag schlecht“, erinnert sich Alexandra.
Angefangen hat das vor zehn Jahren. Alexandra hatte gerade erst ihren 16. Geburtstag gefeiert und ihren Mann geheiratet. In ihrer Heimat, im Nordosten Rumäniens, gab es schon damals keine Arbeit, keine Perspektiven für sie. Also wagten die beiden ein Abenteuer und gingen nach Hamburg. Ihr Traum von einem besseren Leben zerplatzte schneller als gedacht. Sie lebten in schäbigen Hostels, hatten kaum Geld für Essen und scheiterten schließlich auch mit dem Versuch, Geld für eine kleine Wohnung in Rumänien anzusparen.
Entsetzliche Armut in Rumänien
Zurück in Rumänien, hielten sie es allerdings nicht lange aus. In ihrem Heimatdorf ist die Armut entsetzlich groß. Es gibt niemanden, der sie beschäftigen könnte. Und auch die staatlichen Hilfen halten sie kaum über Wasser. Ein paar Monate später starteten sie daher einen neuen Versuch in Hamburg. So ging das einige Jahre. Sie wurden echte Saisonarbeiter. Doch während andere Lohnarbeit als Erntehelfer fanden, versuchten sie ihr Glück als Straßenmusiker. Das wäre sicherlich noch lange so weitergegangen, wenn das Paar in der Zwischenzeit nicht ein Kind bekommen hätte.
„Ich will meiner Tochter Rebecca eine bessere Zukunft bieten.“– Alexandra
Wegen ihrer inzwischen achtjährigen Tochter entschieden sie sich schließlich ganz für ein Leben in Hamburg. „Ich will meiner Tochter Rebecca eine bessere Zukunft bieten“, betont Alexandra. Deswegen schickt sie die Tochter jeden Tag zur Schule. „Sie spricht viel besser Deutsch als ich“, sagt Alexandra und lächelt stolz.
Seit vier Jahren lebt die Familie inzwischen in Bergedorf. Es war nicht leicht, eine Wohnung zu finden, weil sie keinen Arbeitsvertrag besitzen und nur gebrochen Deutsch sprechen. Am Ende half ihnen ein windiger Vermieter und bot ihnen ein Zimmer an. Mit vier weiteren Familien teilen sie sich jetzt eine Fünfzimmerwohnung in einem verfallenen Altbau. Gleich hinter ihrem Wohnhaus führen die Bahngleise in den Bahnhof. Im Treppenhaus stapelt sich der Müll. Die Miete beträgt 400 Euro. Pro Familie.
Alexandra hofft auf eine eigene Wohnung
„Besser als nichts“, sagt Alexandra, die trotzdem von einer richtigen, eigenen Wohnung träumt. „Damit meine Tochter endlich ein eigenes Zimmer hat.“ Rebecca müsse sich schließlich auf die Schule konzentrieren können. Immer zu dritt in einem Zimmer, sei das allerdings schwer. Sie hofft darauf, eines Tages ein Wohnungsangebot zu bekommen.
Durch Hinz&Kunzt hat sich jetzt schon einiges zum Besseren gewendet. Sie muss nicht mehr betteln und musizieren, sondern hat Kontakte knüpfen können. Ein treuer Käufer habe ihr angeboten, für ihre Wohnung zu bürgen, erzählt Alexandra. Sie ist daher zuversichtlich, dass es klappt und ihre Tochter tatsächlich endlich ihr eigenes Zimmer bekommt.