Jahrelang machte Akelius mit Rekordmieten Schlagzeilen. Jetzt will sich der börsennotierte Immobilienkonzern überraschend vom Hamburger Wohnungsmarkt zurückziehen. Das kündigte Firmengründer Roger Akelius an.
Etwa 3500 Wohnungen besitzt der schwedische Immobilienhändler Akelius in Hamburg. Die will das Unternehmen Anfang kommenden Jahres verkaufen. Das hat Firmengründer Roger Akelius der schwedischen Immobilienzeitung Hem&Hyra in einem Interview gesagt. Insgesamt sei der Verkauf von rund 28.500 Wohnungen in Schweden, Kopenhagen, Berlin und Hamburg geplant.
Hamburger Mietervereinen und Behörden ist Akelius seit Jahren ein Dorn im Auge. Als der Konzern vor drei Jahren einen Altbau auf St. Pauli kaufen wollte, schritt die Finanzbehörde ein und nutzte ihr Vorkaufsrecht. Das Bezirksamt Mitte hatte aufgrund der „Erfahrungen Hamburgs mit dem Geschäftsmodell“ und den Auswirkungen auf die Mieten sogar vor einer „Gefährdung des Allgemeinwohls“ gewarnt.
Bis dahin hatte Akelius von Jahr zu Jahr seinen Immobilienbestand in der Hansestadt erweitert und bei Neuvermietungen mit Preisen von teils weit über 20 Euro pro Quadratmeter für Schlagzeilen gesorgt. Und wer den Konzern als neuen Vermieter bekam, musste tief in die Taschen greifen: Im Schnitt zahlen Akelius-Mieter:innen laut Geschäftsbericht des Unternehmens aktuell 15 Prozent mehr Miete als die Bewohner:innen noch vor drei Jahren zahlten. Zum Vergleich: Beim städtischen Wohnungsunternehmen stiegen die frei finanzierten Mieten im gleichen Zeitraum um gerade einmal drei Prozent.
Wohnungsmarkt wird wieder stärker reguliert
Immobilienverkäufe, Kündigungen von Mitarbeiter:innen und der angekündigte Verzicht auf Luxussanierungen erwecken allerdings seit zwei Jahren den Eindruck, dass die Erfolgsgeschichte des Immobilienriesen an ihre Grenzen stößt. Gegenüber Hem&Hyra wird Roger Akelius deutlich. Angesprochen auf Gründe für den Verkauf der Wohnungsbestände erklärt er: „Ein wichtiger wirtschaftlicher Grund ist, dass die EU in den letzten 20 Jahren mehrere Regulierungen eingeführt hat.“
In Bezug auf die Bundesrepublik spielt Roger Akelius damit vermutlich auf die Absenkung der Kappungsgrenze an und auf die seit 2018 gültige Mietpreisbremse in Hamburg. Dazu kommt, dass mit dem Instrument des Vorkaufsrechts die Stadtverwaltungen in Berlin und Hamburg in geplante Akelius-Hauskäufe eingegriffen hat.
Den durch den Firmengründer angekündigten Verkauf wollte ein Unternehmenssprecher gegenüber Hinz&Kunzt weder bestätigen noch dementieren. Man befinde sich derzeit in der “Restrukturierung der Bestände”. Laut Geschäftsbericht von 2020 wurden allerdings schon Vereinbarungen zum Verkauf von Immobilien in Deutschland geschlossen. Welche Folgen der Verkauf für die Mieter:innen haben wird und wer künftig die Häuser verwaltet, bleibt unklar. “Zum laufenden Prozess können wir zum derzeitigen Zeitpunkt keine Angaben machen”, so der Akelius-Sprecher gegenüber Hinz&Kunzt.