Wohnungsmarkt :
Akelius will auf Luxussanierungen verzichten

In der Beckstraße im Schanzenviertel gehören Akelius mehr als 100 Altbauwohnungen. Bereits vor zehn Jahren verlangte der Konzern dort für eine Wohnung im Erdgeschoss etwa 15 Euro pro Quadratmeter. Foto: Bildarchiv Hamburg

In den vergangenen Jahren sorgte Akelius mit Rekordmieten von bis zu 30 Euro pro Quadratmeter für Schlagzeilen in Hamburg. Jetzt kündigt der Wohnungskonzern einen Verzicht auf Luxussanierungen an. Mieter helfen Mietern begrüßt diesen Schritt.

Hinz&Kunzt Randnotizen

Freitags informieren wir per Mail über die Nachrichten der Woche:

21,80 Euro pro Quadratmeter kostet aktuell eine Altbauwohnung von Akelius in der Neustadt. Frisch saniert, dafür aber etwa doppelt so teuer wie die ortsübliche Vergleichsmiete. Solche Rekordmieten für Altbauten könnten schon bald der Vergangenheit angehören. „Akelius wird sich aus der hochwertigen Sanierung von Objekten zurückziehen“, teilt eine Unternehmenssprecherin gegenüber Hinz&Kunzt mit. Konkret würde dies bedeuten, dass künftig keine Altbauten „mit enormem Instandhaltungsrückstau mehr erworben werden.“

„Eine gute Nachricht für die Mieterinnen und Mieter in Hamburg“, sagt Rechtsanwalt Marc Meyer von Mieter helfen Mietern. Der Mieterverein warnt seit Jahren vor dem Geschäftsmodell des schwedischen Investors: Durch Sanierung der Altbauten umgehe Akelius die Mietpreisbremse und treibe im Anschluss die Mieten in astronomische Höhen. „Solchen Geschäftspraktiken gehört das Handwerk gelegt“, fordert Meyer und kündigt an: „Wir werden da auch weiterhin dranbleiben.“

Aktuell besitzt Akelius etwa 17.500 Wohnungen in Hamburg und Berlin. Allerdings legten zuletzt die jeweiligen Stadtverwaltungen dem börsennotierten Wohnungsunternehmen Steine in den Weg. Berlin hat im vergangenen Jahr Rekordmieten kurzerhand verboten und einen Mietpreisdeckel festgelegt. In Hamburg wiederum machte die Stadt von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch, als das Unternehmen 2018 ein Haus auf St. Pauli erwerben wollte. Der Bezirk argumentierte, dass es bei einem Verkauf an Akelius zu einer „Gefährdung des Allgemeinwohls“ kommen könne.

Auf Hinz&Kunzt-Nachfrage, ob das politische Eingreifen der beiden Stadtverwaltungen zu einer Abkehr von Luxussanierungen geführt habe, antwortet die Pressestelle: „Akelius ist ein weltweit agierendes Unternehmen, sodass die Entwicklungen in Hamburg oder Berlin nur zum Teil beeinflussen.“ Vielmehr habe sich der Markt für Investitionen in Bestandsimmobilien und deren Sanierung grundsätzlich stark verändert. Diese Entwicklung habe die Verantwortlichen „zu einer strategischen Änderung bewogen.“

Dass das Unternehmen mit der Neuausrichtung ernst macht, belegt auch eine Meldung der Immobilien-Zeitung. Demnach droht etwa jeder/jedem dritten Mitarbeiter*in die Kündigung. Das Unternehmen wolle sich von etwa 400 Mitarbeiter*innen trennen, die sich bislang um Umbaumaßnahmen kümmern.

Trotz der bevorstehenden Umstrukturierung steht Akelius weiterhin unter Druck: Leilani Farha, UN-Sonderberichterstatterin für das Recht auf Wohnen, forderte im April die Bundesregierung auf, die Geschäftspraktiken von Akelius zu untersuchen. Sie wirft dem Unternehmengar Menschenrechtsverletzungen vor, wie dessen Drang nach Gewinnmaximierung „ein feindseliges Umfeld für die Mieter*innen geschaffen“ habe. Darüber hinaus hat jetzt die SPD-Bundestagsabgeordnete Cansel Kiziltepe den Konzern bei der Berliner Steuerfahndung angezeigt. Ihr Vorwurf: Akelius habe beim Häuserkauf in Berlin die Zahlung der Grunderwerbssteuer umgangen und in dieser Form nicht zulässige Share Deals durchgeführt.

Autor:in
Jonas Füllner
Jonas Füllner
Seit 2013 bei Hinz&Kunzt - erst als Volontär und inzwischen als angestellter Redakteur.

Weitere Artikel zum Thema