Jahrhundertfrauen

Abelke Bleken wurde als Hexe hingerichtet

So wie diese drei Frauen im Jahr 1585 starb auch Abelke Bleken in den Flammen. Bild: gemeinfrei

Abelke Bleken starb auf dem Scheiterhaufen. Wie es dazu kam, beschreibt unser Kolumnist Frank Kürschner-Pelkmann.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Die Angeklagte legte ein umfassendes Geständnis ab, das auf Folterungen beruhte. Der Text der Selbstbeschuldigungen von Abelke Bleken ist erhalten geblieben und gibt einen Einblick in die Vorstellungen von „Hexerei“ im 16. Jahrhundert. Sie bekannte, dass „sie sich vor vier Jahren dem Satan mit Namen König Belsamer ergeben hat, der ihr gesagt hat, wenn sie Böses tun wolle, solle sie bei ihm Rat suchen“. Auch gestand sie, dass sie mit dem Satan Geschlechtsverkehr gehabt hatte und er ihr half, dem Hamburger Ratsherrn Johann Huge und dem Ochsenwerder Vogt Dirick Gladiator großen Schaden zuzufügen.

Es ist weitgehend geklärt, wie es zu den Beschuldigungen kam. Abelke Bleken bewirtschaftete allein einen Bauernhof am Ochsenwerder Elbdeich, den sie von ihren Eltern geerbt hatte. Sie war zunächst wohlhabend, aber bei einer verheerenden Flut 1570 brach der Deich und ihr Land stand unter Wasser. Auf sich allein gestellt, war sie nicht in der Lage, ihrer Deichpflicht nachzukommen und den Deich wiederherzustellen. Sie verfügte auch nicht über ausreichend Geld, um diese Arbeiten ausführen zu lassen. Nach einer Besichtigung des Deiches pfändete der Vogt Dirick Gladiator einen Kessel. Das war die Vorstufe für die Enteignung der Bäuerin, wenn sie den Deich nicht umgehend reparieren würde.

Wie Abelke Bleken waren auch andere Hofbesitzende nicht in der Lage, ihre Deichabschnitte zu erneuern. Das nutzte der Hamburger Ratsherr Johann Huge aus, um diese Höfe günstig aufzukaufen. Die Historikerin Roswitha Rogge, die sich intensiv mit Abelke Bleken beschäftigt hat, schrieb zur Situation der Ochsenwerder Bäuerin: „Die soziale Situation, in der Abelke lebte, war geprägt von der Bedrohung ihrer Lebensgrundlage durch die Natur und von den Konflikten mit den Mächtigen im Ort.“

Abelke Bleken versuchte, wenigstens den gepfändeten Kessel zurückzuerhalten, aber die Frau des Vogtes verweigerte das. Die in Not geratene Bäuerin soll Rache angekündigt haben. Bald darauf starb die Frau des Vogtes, und auf den neuen Höfen von Ratsherr Huge starben Ochsen. Beides wurde Abelke Bleken angelastet, und man verhaftete sie als „Hexe“. Im März 1583 brachte man sie auf einem Ochsenkarren, nur mit einem ärmlichen „Sünderkleid“ bedeckt, nach Hamburg. Nach ihrem Geständnis verurteilte das Gericht sie als „Hexe“. Sie starb am 18. März 1583 auf dem Scheiterhaufen. Roswitha Rogge ist überzeugt, dass dies kein Einzelfall war: „Abelke Blekens Schicksal ist prototypisch für viele Frauen, die während der Frühen Neuzeit denunziert, angeklagt und verhört wurden und schließlich gestanden, mit dem Teufel im Bunde zu stehen.“

Seit 2015 steht im Garten der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof ein Erinnerungsstein für die Opfer der Hexenverfolgung in Hamburg. Ganz in der Nähe ihres früheren Hofes gibt es mittlerweile einen Abelke-Bleken-Ring.

Artikel aus der Ausgabe:
Autor:in
Frank Kürschner-Pelkmann
Frank Kürschner-Pelkmann ist Journalist und Buchautor. Zum Weiterlesen: „Entdeckungs­reise durch die Hamburger Geschichte – 240 Porträts aus 12 Jahrhunderten“ von Frank Kürschner- Pelkmann, Tredition Verlag, 38 Euro

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