Gerbers Tierleben

Teurer Tod

Ab in die Tonne? Wenn ein Haustier stirbt, bleibt manchmal keine andere Wahl. Illustration: Stefan Bachmann
Ab in die Tonne? Wenn ein Haustier stirbt, bleibt manchmal keine andere Wahl. Illustration: Stefan Bachmann
Ab in die Tonne? Wenn ein Haustier stirbt, bleibt manchmal keine andere Wahl. Illustration: Stefan Bachmann

Kolumnistin Nele Gerber hadert damit, wie sie ihr Kaninchen beerdigt hat.

Hinz&Kunzt Randnotizen

Freitags informieren wir per Mail über die Nachrichten der Woche:

Vor einiger Zeit ist Trixie gestorben, unser geliebtes Kaninchen. Acht Jahre ist sie alt geworden. Sie war die klügste, lustigste, zickigste und zärtlichste Deutsche Widderdame, die man sich vorstellen kann. Am Ende hatte sich ein Tumor unter ihrer Haut gebildet. Als ihr Fell stumpf wurde und sie nicht mehr fressen wollte, war es Zeit, den Tierarzt zu rufen. Der kam, gab Trixie eine Spritze und tot war sie. Ich fragte den Arzt: „Was mache ich nun mit ihr?“ Seine Antwort lautete: „Werfen Sie sie in den Müll.“

Okay, Trixie war kein Hund und auch keine Katze. Sie hat nicht mit uns zusammen in der Wohnung gelebt. Trotzdem gehörte sie zur Familie. Ein Familienmitglied einfach in die Tonne zu werfen ist hart. Trauern kann man schließlich auch um ein Kaninchen. Wer will überhaupt darüber urteilen, für wen und wie stark man Trauer empfindet? Je nachdem kann eine Mülltonne die Lösung sein – oder eben nicht.

Wie so oft im Leben ist auch der Abschied von einem geliebten Tier eine Frage des Geldes. Wer ein Grundstück besitzt, kann den Freund dort selbst begraben, das Loch muss nur tief genug sein. Oder man mietet für mindestens 600 Euro für fünf Jahre eine Grabstätte auf dem Tierfriedhof. Den Preisen für Grabsteine mit Botschaften wie „Es hat uns das Herz zerrissen“ oder „Geliebter Knuffi“ und steinernen Skulpturen sind nach oben vermutlich keine Grenzen gesetzt. Man kann darüber streiten, ob das alles vielleicht etwas übertrieben ist und ein Zeichen für unsere komplett durchgedrehte Gesellschaft.

Bescheidenere Menschen könnten ihr Tier einäschern lassen – einzeln, zusammen mit anderen, ausgestreut auf einem für die Hinterbliebenen zugänglichen Aschebeet oder anonym auf zum Friedhof gehörenden Naturflächen. Je nachdem sind die Kosten unterschiedlich hoch, aber bei einem 7-Kilo-Kaninchen ist selbst die günstigste Variante mit 125 Euro kein Schnäppchen.

Günstiger ist es dann schon, die „Tierkörperbeseitigung“ zu bestellen – auch die Tierärzt:innen, bei denen Tiere eingeschläfert wurden, geben die Kadaver gegen Gebühr dorthin weiter. Das hat natürlich alles hygienische Gründe. Viel besser als die Mülltonne, die ohnehin nur für Kleintiere in Frage kommt, fühlt sich diese Variante allerdings auch nicht an – und rund 45 Euro hätte sie auch gekostet.

Wer kein Geld hat, kommt also in Bedrängnis … Das Geräusch, mit dem der mit frischem Gras und Blumen weich dekorierte Karton am Boden des Müllcontainers aufschlug, werde ich nie vergessen.

Artikel aus der Ausgabe:

Guten Appetit!

Wie der Klimawandel dem Obstanbau schadet – ein Besuch im Alten Land. Außerdem im Schwerpunkt Landwirtschaft: Wie Saisonarbeitskräfte ausgebeutet werden und wie Indigene in Kolumbien gegen Drogenkartelle kämpfen – mit dem Anbau von Kaffee.

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