Wegen Personalmangel?
Wieder mehr Zwangsräumungen in Hamburg

Gerichtsvollzieher bei einer Zwangsräumung (Symbolbild): Foto: Actionpress

Die Zahl der Menschen, die in Hamburg ihre Wohnung verlieren, steigt wieder an. Ist der Fachkräftemangel ein Grund dafür?

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Neuen Statistiken zufolge verlieren in Hamburg wieder mehr Menschen ihre Wohnung: 621 Zwangsräumungen haben die Amtsgerichte für das erste Halbjahr 2024 gemeldet, erklärt der Senat auf Bürgerschaftsanfrage der CDU. Hält der Trend an, könnten Ende des Jahres 1250 Wohnungsverluste zu Buche schlagen. Nach der Coronapandemie hatte sich die Zahl bei 1000 eingependelt, zuvor war sie teils deutlich höher gewesen.

Fachstellen für Wohnungsnotfälle sind unterbesetzt

Von den Fachstellen für Wohnungsnotfälle wurden Ende April 8144 Haushalte betreut, berichtet der Senat weiter – aktuellere Zahlen lägen nicht vor. Dabei handelt es sich um Menschen, denen der Verlust ihrer Wohnung droht oder die in städtischen Unterkünften leben müssen, weil es keine Wohnung für sie gibt. 1651 Rämungsklagen gingen im ersten Halbjahr neu bei den Amtsgerichten ein. In 954 Fällen konnten die Fachstellen in den ersten vier Monaten des Jahres eine Räumung abwenden, aktuellere Zahlen gibt es nicht. Wie aus der Senatsantwort weiter hervorgeht, fehlen den bezirklichen Fachstellen derzeit elf Mitarbeitende, allein im Bezirk Mitte sind vier von 27 Stellen nicht besetzt.

Die CDU macht vor allem den Personalmangel in Fachstellen und Amtsgerichten für die wachsende Zahl an Zwangsräumungen verantwortlich: „Zu wenig und daher überlastetes Personal kommt der Nachfrage nicht mehr hinterher“, sagte der sozialpolitische Sprecher der Fraktion Andreas Grutzeck. „Ein Dank an all jene Mitarbeiter in den Fachstellen und der Obdachlosenhilfe, die trotz dieses Wahnsinns immer noch unermüdlich ihre Arbeit tun, um zumindest in Einzelfällen helfen zu können. Der Senat hingegen scheint schon kapituliert zu haben und liefert gar keine Lösungsansätze mehr.“

Hinweis: In einer früheren Version der Meldung hatten wir geschrieben, dass die Fachstellen Ende April 8144 Haushalte betreuten, denen der Verlust der Wohnung drohte. Das ist so nicht richtig. Die Fachstellen kümmern sich nicht nur um Menschen, denen die Zwangsräumung droht, sondern auch um solche, die in städtischen Unterkünften leben müssen, weil es keinen Wohnraum für sie gibt.

Autor:in
Ulrich Jonas
Ulrich Jonas
Ulrich Jonas schreibt seit vielen Jahren für Hinz&Kunzt - seit 2022 als angestellter Redakteur.

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