Tierfutterspenden
„Wir können etwas vor der eigenen Tür tun“

Hinz&Künztler Jens (rechts) lagert die Spenden von Stephen und Jessica Webb im Keller des Hinz&Kunzt-Hauses ein. Von hier aus werden sie an seine Kolleg:innen weiterverteilt. Foto: Imke Lass

Weil sie den Tieren der Hinz&Kunzt-Verkäufer:innen helfen wollen, sammeln Jessica und Stephen Webb Tierfutter bei Menschen, die dafür keine Verwendung haben.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Ich habe gar nicht gewusst, wie mäkelig Hunde und Katzen bei Futter sein können“, sagt Stephen Webb lachend. Aus dieser Erkenntnis wurde eine Spendenaktion für Hinz&Kunzt geboren. Gemeinsam mit seiner Frau Jessica sammelt er das ein, was Haustiere in Privathaushalten verschmähen oder ihren Besitzer:innen nicht gefällt: ange­brochene Säcke mit Trockenfutter, Dosen mit Hunde- und Katzenfutter, aber auch Leinen und Halsbänder, Kratzbäume und Transportkörbe, Spielzeug, Hundemäntel oder Katzentoiletten sind dabei – eigentlich alles rund ums Tier.

„Manchmal sind es Fehlkäufe, Haustiere haben Futterallergien entwickelt oder sind verstorben“, erklärt Stephen Webb. Und dann sind da eben noch die tierischen Kostverächter, die vieles mal probieren, aber schwer von neuen Geschmacksvarianten zu überzeugen sind. Um die Futterspenden einzusammeln, ist der 56-Jährige viel in und um Hamburg unterwegs. „Ich versuche, Touren zusammenzulegen, das ist ökonomisch und ökologisch sinnvoll“, findet er.

Die Kontakte kommen über Ebay-Kleinanzeigen zustande. Gelegentlich stellen die beiden dort einen Spendenaufruf ein oder schreiben Privatverkäufer:innen von Tierfutter direkt an. „Viele reagieren nett, manche spenden sogar öfter“, sagt Jessica Webb. Oft gibt es Nachfragen, wohin die Spenden gehen, „das Misstrauen ist schon da.“ Deshalb ist die 58-Jährige froh, dass sie auf die Homepage von Hinz&Kunzt verweisen kann.

Einige der Spenden geben sie auch bei der Tiertafel oder dem gemeinnützigen Tierschutzverein Perelka ab, der Partnertierheime in Polen unterstützt. In den vergangenen Monaten ist ein Netzwerk von Helfer:innen gewachsen, auch in Dithmarschen und Uetersen sind sie mittlerweile aktiv. „Darf ich denen kurz Danke sagen?“, fragt Stephen Webb. „Ein großes Dankeschön an unsere Unterstützer Anja, Hanna, Holger, Ina und Marion!“

Tierlieb sind die Webbs schon immer gewesen. Als Jugendliche haben sie sich kennengelernt, „tatsächlich beim Gassigehen!“ Mittlerweile sind die Eltern dreier erwachsener Söhne seit 26 Jahren verheiratet und ein gutes Team, auch wenn sie bei der Haltung von Haustieren nicht einer Meinung sind. „Meine Frau hätte einen ganzen Zoo, wenn sie könnte“, erzählt er lachend. „Ich mag Tiere auch gern, aber mir ist es lieber, wenn sie jemand anderem gehören und ich nicht die Verantwortung tragen muss.“ Der Kompromiss: Ein scheuer Tigerkater läuft auf leisen Pfoten durch die Etagenwohnung der beiden.

Artikel aus der Ausgabe:

Frauen im Hafen

Der Hamburger Hafen ist eine Männerdomäne? Von wegen! Wir stellen Frauen vor, die den Hafen verändern. Außerdem: Philosophin Eva von Redecker im Interview über die Rolle von Frauen in Revolten, eine Reportage über Menschen am Hauptbahnhof und ein Porträt von Boxweltmeisterin Dilar Kisikyol, die für Inklusion und Feminismus kämpft.

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