Verelendung in Obdachlosenunterkunft
Hinz&Kunzt stellt Strafanzeige wegen unterlassener Hilfeleistung

Die Obdachlosenunterkunft in der Friesenstraße. Archivbild: Mauricio Bustamante.

Nachdem ein Hinz&Kunzt-Verkäufer in einer städtischen Unterkunft für kranke Obdachlose in katastrophalem Zustand aufgefunden wurde, stellt Hinz&Kunzt Strafanzeige wegen unterlassener Hilfeleistung gegen Unbekannt.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Ende April finden zwei Hinz&Kunzt-Mitarbeitende einen Verkäufer in einer städtischen Unterkunft in katastrophalem Zustand hilflos im Bett vor – obwohl die Unterkunft gerade sehr kranken Obdachlosen Schutz bieten soll. Im Krankenhaus muss er ins künstliche Koma versetzt werden. „Dass Hamburg schwer kranke Menschen so unsäglich unterbringt, ist ein Skandal“, sagt Hinz&Kunzt-Geschäftsführer Jörn Sturm. „Dieser Fall ist auch die Geschichte eines brutal versagenden Systems. Wir werden wegen unterlassener Hilfeleistung eine Strafanzeige gegen Unbekannt stellen.“

Eigentlich hatten Hinz&Kunzt-Sozialarbeiterin Isabel Kohler und Vertriebskollege Gabor Domokos gute Nachrichten für Milan (Name geändert), als sie den Mittfünfziger aus Osteuropa am 30. April in einem Zimmer im dritten Stock der Födern&Wohnen-Unterkunft Friesenstraße besuchten. Sie wollen ihm mitteilen, dass sein Krankenversicherungsschutz geklärt sei.

Verelendung in der Obdachlosenunterkunft
Menschenunwürdig
Hinz&Kunzt-Mitarbeitende besuchen einen Verkäufer in einer städtischen Unterkunft, die sehr kranken Obdachlosen Schutz bieten soll. Sie finden ihn in katastrophalem Zustand hilflos im Bett liegend vor. Im Krankenhaus muss er ins künstliche Koma versetzt werden. Wie konnte es dazu kommen?

Sie fanden Milan nackt auf dem Bett liegend vor, eingenässt und eingekotet, mit Wunden am ganzen Körper und umschwirrt von Fliegen. Die beiden waren genauso geschockt wie die beiden Sanitäter des herbeigerufenen Rettungswagens. Im Krankenhaus wird der Kranke notoperiert und in ein künstliches Koma versetzt, aus dem er erst Mitte Mai wieder zurückgeholt wird. Er wird ein schwerer Pflegefall bleiben. Den ganzen Artikel aus unserer Juni-Ausgabe können Sie hier lesen.

Milans Fall führt auf extreme Art vor Augen, dass es besonders für pflegebedürftige Obdachlose mehr Hilfsangebote geben muss. „Angeblich haben gerade Menschen aus Osteuropa kein Recht auf Hilfe. Dabei haben viele der Zugewanderten, bevor sie hier obdachlos wurden, jahrelang in Deutschland gearbeitet“, sagt Jörn Sturm. „Wir brauchen mehr Pflegeplätze, mehr qualifiziertes Personal. Und einen Senat, der nicht eher ruht, bis jeder Mensch in dieser Stadt ein würdiges Leben führt.“

Autor:in
Sybille Arendt
Sybille Arendt
Sybille Arendt ist seit 1999 dabei - in der Öffentlichkeitsarbeit und der Redaktion.

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