Bundesweit arbeiten nur knapp die Hälfte der Beschäftigten in tarifgebundenen Unternehmen. Dem Deutschen Gewerkschaftsbund zufolge gehen Arbeitnehmer:innen und Sozialstaat damit Millionensummen verloren.
130 Milliarden Euro jährlich gehen der Allgemeinheit verloren, weil Unternehmen sich vor Tarifverträgen drücken. Das hat der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) anhand von Daten des Statistischen Bundesamts berechnet. 43 Milliarden Euro pro Jahr gingen dem Staat an Sozialversicherungsbeiträgen verloren, weitere 27 Milliarden Euro an Steuern. Die restlichen 60 Milliarden Euro entgingen den Arbeitnehmer:innen.
Im Durchschnitt verdienen Beschäftigte bei Arbeitgebenden ohne Tarifbindung rund 3000 Euro netto im Jahr weniger als Angestellte mit Tarifvertrag, so der DGB. Laut Statistischem Bundesamt arbeitet bundesweit knapp die Hälfte (49 Prozent) der Beschäftigten in einem tarifgebundenen Betrieb. Damit bleibt Deutschland weit hinter dem Ziel des Europäischen Parlaments (80 Prozent Tarifbindung) zurück und erreichte im EU-Vergleich zuletzt nur den 18. Platz unter den 27 Mitgliedsstaaten.
In Hamburg kämpfen Gewerkschaften beispielsweise bei Hagenbecks Tierpark, Moia und Thalia um einen Tarifvertrag. Hagenbeck und Moia wollten Hinz&Kunzt-Fragen dazu nicht beantworten. Thalia ist 2021 aus der Tarifbindung ausgestiegen. Eine Sprecherin erklärte dazu, das „Modell“ ermögliche es dem Unternehmen, „unseren Mitarbeitenden deutschlandweit vergleichbare und marktgerechte Gehälter zu zahlen“. Welchen Lohn Mitarbeitende mindestens pro Stunde verdienen, teilte die Sprecherin nicht mit.
Mehr Infos im Internet unter: www.huklink.de/dgb-tarifflucht