Hauptbahnhof :
Kundgebung gegen Vertreibung

Protest am Hamburger Hauptbahnhof gegen Vertreibung und für mehr Wohnungen für Obdachlose am 10. Oktober 2023. Foto: JOF

Rund 50 Menschen protestierten am Dienstag am Hauptbahnhof gegen Vertreibung von Obdachlosen und für mehr Wohnraum für arme Menschen.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Vor allem Sozialarbeiter:innen, aber auch Obdachlose und Mitglieder anderer Hilfsorganisationen versammelten sich am Dienstag auf dem Heidi-Kabel-Platz für eine Protestkundgebung. Aufgerufen zu der Aktion hatten die Diakonie Hamburg und das Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot. Einer städtischen Auswertung zufolge lebten Anfang des Jahres 45.125 Menschen in einer städtischen Unterkunft. Obdachlose, die auf der Straße statt in Unterkünften schlafen, oder verdeckt Wohnungslose, die etwa bei Bekannten unterkommen, tauchen in der Statistik nicht auf. Die Kritik des Aktionsbündnisses zielt darauf, dass von den insgesamt 45.125 Untergebrachten aktuell 32.285 Menschen sogar Anrecht auf eine eigene Wohnung hätten. „Wir fordern die Politik auf, endlich mehr Sozialwohnungen für diese Menschen in Hamburg zu bauen“, sagt Frieda Mauruschat von der Beratungsstelle für Obdachlose in Barmbek. Auch zusätzliche Wohnangebote mit dem „Housing First“-Ansatz, bei dem der Bezug einer eigenen Wohnung am Anfang der Hilfe und nicht an deren Ende steht, seien notwendig.

Für die Kundgebung hatte das Bündnis gezielt den Hauptbahnhof als Ort ausgewählt. Dort komme es seit Monaten vermehrt zur Vertreibung von Obdachlosen, kritisiert das Bündnis. „Auch obdachlose und arme Menschen gehören zur Hamburger Innenstadt. Sie haben das gleiche Recht wie alle anderen sich dort aufzuhalten“, sagt Hinz&Kunzt-Sozialarbeiter Jonas Gengnagel stellvertretend für das Bündnis. „Es ist die falsche Politik, die Not der Menschen durch Vertreibung aus unserem Blickfeld drängen zu wollen.“

Erst vor einer Woche hatten Anwohner:innen und Mitglieder von Hilfsorganisationen auf dem Hansaplatz in St. Georg für mehr Hilfsangebote für Bedürftige demonstriert. Auslöser der Proteste sind vermehrte Kontrollen und Platzverweise für Obdachlose rund um den Hauptbahnhof seit Anfang des Jahres. Die Maßnahmen der Polizei würden inzwischen dazu führen, dass Drogenkranke vermehrt den Stadtteil als Rückzugsort nutzen würden, kritisiert ein Zusammenschluss von Anwohner:innen. In einer Online-Petition kritisieren sie die Politik, die den Stadtteil „mit den steigenden Problemen allein lassen“ würde. Für eine sozialpolitische Lösung des Konfliktes statt weiterer Vertreibung setzt sich auch Hinz&Kunzt ein und ruft für den 11. November ab 16 Uhr zu einer weiteren Demonstration von der Minenstraße 9 in St. Georg zum Rathausmarkt auf. 

Autor:in
Jonas Füllner
Jonas Füllner
Studium der Germanistik und Sozialwissenschaft an der Universität Hamburg. Seit 2013 bei Hinz&Kunzt - erst als Volontär und inzwischen als angestellter Redakteur.

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