Kleingartenlife

Ab in den Sandkasten

Hinz&Kunzt-Kolumnist Benjamin Buchholz trägt einen Gärtnerhut und pustet einen quietschbunten Kinderpool auf. Er schaut dabei direkt in die Kamera.
Hinz&Kunzt-Kolumnist Benjamin Buchholz trägt einen Gärtnerhut und pustet einen quietschbunten Kinderpool auf. Er schaut dabei direkt in die Kamera.
Auch toll: Ein Plansch­becken im Kleingarten für Benjamin Buchholz’ Kind. Foto: Dmitrij Leltschuk

Nach zweieinhalb Jahren möchte Benjamin Buchholz keine Kolumnen mehr über seinen Garten schreiben. Zwei Dinge muss er zum Schluss aber noch klarstellen.

Hinz&Kunzt Randnotizen

Freitags informieren wir per Mail über die Nachrichten der Woche:

Ich habe lange gehadert, ob ich eine Gartenkolumne für Hinz&Kunzt schreiben soll. Schließlich bedeutet dies, immer die Lohnarbeit im Hinterkopf zu haben, wenn ich auf der Parzelle werkele – was mich ja eigentlich entspannen soll. Im April 2021 habe ich mich dann doch breitschlagen lassen und die erste Episode von „Kleingartenlife“ verfasst (übrigens eine ironische Anspielung auf den Euphemismus „Vanlife“ fürs ­Campen – ob das überhaupt jemand verstanden hat?). Die Sorge, mir würden ratzfatz die Themen ausgehen, stellte sich als unbegründet heraus. Immerhin ­fallen mir seit zweieinhalb Jahren ­regelmäßig welche ein, sogar im Winter. Aber nun ist Schluss damit: Die Nummer 15 soll die letzte sein.

Ein paar Sachen muss ich zum ­Ende noch klarstellen. Ich habe viel und ausführlich über den Sinn von ­heimischen Wildblumen und Unsinn von sogenannten invasiven Neophyten, also gebietsfremden Pflanzen, die sich dominant ausbreiten, geschrieben. Gleich zu Anfang rief ich gar zur Vernichtung des Flieders auf, was mir reichlich Post von Ihnen einbrachte. Weil ich nicht zu oberlehrerhaft ­erscheinen wollte, habe ich dann die Pflanzenwahl im Garten zur Geschmackssache erklärt. Und klar, alle sollen pflanzen, was sie wollen – ein Flieder ist ein ganz hübsches Gewächs, das auch einigen Insekten Nahrung bietet. Kann man machen, beziehungsweise pflanzen. Aber, und den Punkt will ich am Ende dieser Kolumnenserie noch einmal machen, dann sollte man sich ­darüber klar sein, dass man der Artenvielfalt damit aktiv schadet. Denn die Samen dieser Pflanzen fliegen weit durchs Land, besiedeln Freiflächen und verhindern, dass sich dort heimische Gewächse ansiedeln, die für das Überleben spezialisierter Insekten ­lebensnotwendig sind. Wenn Ihnen das egal ist – bitte schön!

Außerdem habe ich das Bedürfnis mich zu verteidigen – gegen meine fiese Kollegin Annette Woywode! Sie unterstellte mir in einem Kolumnengastspiel, ich sei im Garten „zwanghaft am Arbeiten“ und nicht zum Müßiggang fähig. Dass ich nicht lache! Es ist beinahe das exakte Gegenteil eines Arbeits­fetischs, das mich zum Buddeln und Mähen antreibt: Ich erprobe auf 260 Quadratmetern den produktiven Müßiggang. Frei von äußeren Zwängen und für niemanden außer für mich selbst gebe ich mich meiner gärtnerischen Leidenschaft hin. Kein Chef weit und breit und keine Betriebsabläufe, die mit strengen Fristen das Stresslevel hochtreiben. Der Mehrwert aus dem Garten ist für mich allein!

Nun ja, nicht ganz. Meine Familie erhebt auch Anspruch auf einen Teil davon – völlig zu Recht natürlich. Und die ist inzwischen gewachsen, wir sind seit einiger Zeit zu dritt. Nun möchte ich mich voll und ganz auf Garten und Nachwuchs konzentrieren – und dabei nicht mehr ständig überlegen, was d­avon als Material für eine Kolumne taugen könnte. Wenn Sie das hier lesen, bin ich in Elternzeit – und wahrscheinlich mit dem Kind im Garten, einen Sandkasten bauen.

P.S. von Annette Woywode: Die fiese Kollegin kommt dann während seiner Elternzeit mal wieder zum Grillen vorbei 😉

Artikel aus der Ausgabe:

Verloren in der digitalen Welt

Digital ist schneller, einfacher, besser? Nicht unbedingt, wie unser Schwerpunkt zur Digitalisierung und den Problemen der Teilhabe deutlich macht. Außerdem: In einem ehemalige Hotel im Wienerwald bekommen Obdachlose wieder Boden unter den Füßen – mithilfe von eigensinnigem Federvieh. Und: Warum ein Graffiti auf dem Kemal-Altun-Platz in Ottensen von niemandem angetastet wird.

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Autor:in
Benjamin Buchholz
Benjamin Buchholz
Früher Laufer, heute Buchholz. Seit 2012 bei Hinz&Kunzt. Redakteur und CvD Digitales.

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