Die Zahl der Drogentoten steigt in Hamburg wieder an: 2022 starben 96 Menschen – so viele wie zuletzt vor etwa 20 Jahren. Wird es eine weitere Hilfseinrichtung für Drogenkranke am Hauptbahnhof geben?
Weil in Hamburg immer mehr Menschen an Drogen sterben – 2022 waren es 96 – und die Konsumeinrichtung „Drob Inn“ am Hauptbahnhof stark frequentiert ist, strebt das Bezirksamt Mitte einen weiteren Standort für eine Hilfseinrichtung für Drogenkranke am Hauptbahnhof an. Gespräche mit der Sozialbehörde zu diesem Thema habe man bereits aufgenommen, heißt es aus der Pressestelle des Amtes auf Hinz&Kunzt-Nachfrage.
Die Behörde bestätigt unserer Redaktion, dass man mit den Bezirken und zuständigen Behörden derzeit das Hilfesystem überprüfe, um es geeignet weiterzuentwickeln. Die Überlegungen seien aber „noch nicht abgeschlossen“. Mittes Bezirksamtsleiter Ralf Neubauer hatte im „Hamburger Abendblatt” gesagt, eine mögliche neue Einrichtung müsse sich in der Nähe des Drob Inn befinden, „denn wir wollen vermeiden, dass sich die Drogenkonsumenten zwischen den Hilfsangeboten quer durch die Stadt bewegen müssen.“
Noch Anfang der 1990er Jahre starben in Hamburg jedes Jahr rund 150 Menschen durch Drogenkonsum. Der Hansaplatz in St. Georg galt als Treffpunkt der Drogenszene. Damals setzte sich das Konzept der offenen Drogenberatung erst langsam durch. Einrichtungen zum sicheren Heroinkonsum wie das Drob Inn am Hauptbahnhof und das „Abrigado“ in Harburg führten schließlich dazu, dass die Zahl der Drogentoten zurückging. 2012 meldeten die Behörden nur noch 49 Drogentote in Hamburg.
Kokain und Crack statt Heroin
Doch seitdem steigt die Zahl wieder an. Laut einer Studie des Bundesgesundheitsministeriums geht der Anstieg mit einem veränderten Drogenkonsum in den Großstädten einher. Statt Heroin haben sich Kokain, Crack und synthetische Drogen auf dem Drogenmarkt etabliert. Darüber hinaus wird meist nicht nur eine Substanz, sondern eine Mischung konsumiert. Zahlen aus Hamburg belegen diese Entwicklung: Mehr als jeder dritte Drogentote starb 2022 an Crack, Kokain oder Amphetaminen.