Der Hamburger Verein „Strassenblues“ will Obdachlose ab Mai in Wohnungen unterbringen – auch, wenn sie keine Ansprüche auf Sozialleistungen haben. In den vergangenen Jahren hat der Verein bereits Hotelzimmer für Obdachlose angemietet.
Der Hamburger Verein „Strassenblues“ will Obdachlose in Wohnungen unterbringen, die keinen rechtlichen Anspruch auf eine Unterkunft haben und deswegen auf der Straße leben. Im vergangenen halben Jahr hatte der Verein 22 Menschen mit Spendengeldern in Hotelzimmern untergebracht. Vier von ihnen haben in der Zeit eine Wohnung gefunden, einige können übergangsweise auch nach dem Projektende im Hotel bleiben – finanziert durch das Jobcenter.
Elf Männer müssen hingegen zurück auf die Straße – zumeist, weil sie keinen Anspruch auf Sozialleistungen in Deutschland haben. Wie ihnen geht es vielen Hamburger Obdachlosen: Oftmals sind Migrant:innen aus EU-Ländern betroffen, die in der Hoffnung auf Arbeit nach Deutschland gekommen, statt in Jobs aber auf der Straße gelandet sind. Wer nicht nachweisen kann, in Deutschland gearbeitet zu haben, hat nach geltendem Recht keinen Anspruch auf Sozialhilfe – und damit auch keinen Anspruch auf ein Zimmer in einer öffentlichen Unterkunft oder gar einer Sozialwohnung. Häufig bleibt nur die Straße.
Die Wohnung als erster Schritt
Diese wachsende Gruppe von Obdachlosen nimmt Strassenblues mit seinem neuen Projekt „Homes for Homeless“ in den Blick, das im Mai startet und sich am Housing-First-Ansatz orientiert. Anders als bei vielen anderen Projekten, wie dem städtisch finanzierten „Housing First Hamburg“, sollen vom Strassenblues-Projekt auch Menschen ohne sozialrechtliche Ansprüche profitieren. „Dies ist in der Wohnungslosenhilfe in Deutschland bisher kaum möglich aufgrund der fehlenden Finanzierung“, sagt Vereinsgründer Nikolas Migut.
Die Idee hinter dem international erfolgreich praktizierten Housing-First-Ansatz: Obdachlose bekommen eine eigene Wohnung – unbefristet und ohne Vorbedingungen. Von dort aus sollen sie sich dann um weitere Probleme kümmern. Im Unterschied dazu erhalten die Bewohner:innen des Strassenblues-Projekts zunächst keinen eigenen Mietvertrag. Stattdessen will der Verein insgesamt 20 Menschen für jeweils ein Jahr als Untermieter:innen aufnehmen – und möglichst in Jobs oder Sozialhilfe vermitteln. Gelingt das, sollen sie dann als reguläre Mieter:innen in ihrer Wohnung bleiben dürfen, so der Plan von Strassenblues. Das auf drei Jahre angelegte Projekt, zu dem auch drei Stellen für Sozialarbeit und Wohnungsakquise gehören, wird durch die Deutsche Fernsehlotterie finanziell gefördert. Momentan ist der Verein auf der Suche nach Wohnungen.