Kolumne #kleingartenlife

Die feine Frau Wildbiene

Kolumnist Benjamin Buchholz mit Expertin Katharina Schmidt. Foto: Dmitrij Leltschuk

Wer im Garten etwas für bedrohte Insekten tun will, hat es nicht leicht – denn was sich bienenfreundlich schimpft, ist es oft nicht. Und die Bienen sind oft wählerisch.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Eigentlich wollte ich in dieser Kolumne über schnöselige Wildbienen schreiben, die sich zu fein sind, in meinen Garten einzuziehen. Das Insektenhotel an meiner Gartenlaube blieb nämlich lange leer. Doch bald dämmerte mir, dass vielleicht nicht die Bienen, sondern der Gärtner an der Misere schuld sein könnte. Also habe ich mir eine Expertin eingeladen, die es wissen muss: Katharina Schmidt, Referentin für Stadtnatur beim Nabu.

Ein bisschen Bammel hatte ich ja vor ihrem Urteil, aber nach einem Rundgang durch den Garten konnte ich aufatmen: „Strukturreich“ findet sie mein Werk und meint damit, dass es hier für Insekten viel zu holen gibt. Totholz etwa, Blumenwiese und Kräuterrasen, eine Benjeshecke und einen Miniteich. Und auch das Insektenhotel an meiner Gartenlaube hat inzwischen zumindest einige Bienen angelockt.

Ich habe also viel richtig gemacht, aber leider nicht alles. Denn am Insektenhotel hat Schmidt dann doch etwas auszusetzen: Einige der ins Holz gebohrten Löcher sind ausgefranst, sodass die Bienen daran ihre Flügel verletzen könnten. Und das Fach mit Holzwolle ist für sie gar nicht von Nutzen. Sieht irgendwie nett aus, bringt aber nix.

Im Vergleich zu so manchem Schrotthotel, das etwa Baumärkte anbieten, kann es sich aber sehen lassen. Denn die traurige Wahrheit ist: Um an das hart erarbeitete Geld von uns Gärtner:innen zu kommen, wird vieles als bienenfreundlich angepriesen, was es gar nicht ist. Aldi zum Beispiel versuchte kürzlich, den invasiven Kirschlorbeer, den der Nabu gar als „ökologische Pest“ tituliert, unter diesem Label zu verkaufen. Deswegen kommen hier die Tipps von der Fachfrau, wie man wirklich etwas für die Artenvielfalt tun kann.

Insektenhotels, sagt Katharina Schmidt, baut man sich am besten selbst. Anleitungen dafür gibt’s im Netz, zum Beispiel beim Nabu. Auf unnütze Bestandteile wie Holzwolle oder Kiefernzapfen kann man getrost verzichten. Auch Pflanzen holt man lieber nicht aus dem Baumarkt, denn die ­haben häufig nichtheimische Pflanzen oder solche mit gefüllten Blüten und dafür ohne Nektar im Angebot, mit denen die hiesigen Insekten wenig anfangen können. Leider gibt es die richtigen Wildstauden nur in ausgewählten Gärtnereien – oder im Internet. Ähnlich sieht es mit Samenmischungen für Blumenwiesen aus: Nur weil die schön blühen, haben die bedrohten Wild­bienen davon noch lange nichts. Wenn nicht mal draufsteht, was in der Mischung drin ist, besser Finger weg.

Und wenn alles nichts hilft, hilft vielleicht Zeit: Man muss Geduld haben, sagt Katharina Schmidt. Die Bienen müssten auch erst mal den Weg in den Garten finden. Ich bau ihnen dann mal ein Schild.

Artikel aus der Ausgabe:

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Autor:in
Benjamin Laufer
Benjamin Laufer
Seit 2012 bei Hinz&Kunzt. Redakteur und CvD Digitales.

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