Winterzeit ist Gartenpause? Blödsinn, sagt Kolumnist Benjamin Buchholz: Es gibt auch zwischen Oktober und März viel zu tun und zu bestaunen.
Na, haben Sie Ihren Garten schon winterfest gemacht? Wenn Sie einen haben, werden Sie das zu Beginn der kalten Jahreszeit sicher auch öfter mal gefragt. Es herrscht die irrige Annahme vor, dass man einen Garten zwar in Frühjahr, Sommer und Herbst nutzen kann, aber nicht im Winter. Also im Oktober ein letztes Mal Rasenmähen und dann erst zum Ostereiersuchen wiederkommen? Das ist natürlich großer Quatsch: Nur weil nichts blüht, heißt das noch lange nicht, dass es nichts zu tun und zu erleben gibt!
Es stimmt ja nicht mal, dass nichts blüht. Bis in den November hinein können sich die Insekten an Spätblühern wir etwa Astern oder Eisenkraut laben, ab Februar ist schon mit Schneeglöckchen und manchen Krokussen zu rechnen. Mit Zaubernuss und Kornelkirsche zeigen dann auch die ersten Gehölze ihre Blüten und werden von hungrigen Wildbienen angeflogen. Und bis dahin passiert ja nicht nichts: Die Pflanzen entwickeln sich auch im Winter, wenn auch weniger offensichtlich. Zu beobachten, wie im Januar zarte Knospen langsam reifen und erste Zwiebelpflanzen durch die Erde brechen, kann hoch spannend sein – und wahnsinnig entspannend!
Natürlich gibt es auch im Winter was zu tun: Jetzt ist auch eine gute Pflanzzeit – solange es nicht friert. Die Gehölze brauchen im Gegensatz zum Sommer wenig Wasser und können ganz in Ruhe mit ihren Wurzeln Fuß fassen, bevor sie im Frühjahr ihre Kraft für den Austrieb brauchen. Erst im November habe ich einen Mirabellenbaum gepflanzt, damit er im Sommer dringend benötigten Schatten auf Laube und Terrasse wirft. Und auch, wenn man einen jungen Obstbaum nochmal an einen neuen Ort versetzen will, ist die kalte Jahreszeit die richtige dafür. Wer also Befriedigung aus der Gartenarbeit für sich zieht, muss darauf auch winters nicht verzichten.
Zu wenig Wasser gibt es im Winter eher nicht, manchmal aber zu viel. Anhaltender Regen führt zumindest in meinem Garten dazu, dass der Grundwasserpegel über die Grasnarbe steigt. Das wäre zu verkraften, wenn nicht viele meiner Pflanzen sensibel auf Staunässe reagieren würden. Also Gummistiefel raus und Entwässerungsgräben gebuddelt! Auch das: klingt vielleicht nach unliebsamer Arbeit, aber etwas in mir fühlt sich dabei an die Kindheitsurlaube an der Nordsee erinnert. Ich stelle fest: Auch 30 Jahre später bringt es mir noch große Freude, dem Wasser beim Ablaufen durch mein Grabensystem zuzuschauen.
Wenn es mit dem Klimawandel so weiter geht, hat sich das mit der Winterpause sowieso bald erledigt: Im Spätherbst wird in unserem Kleingartenverein immer das Wasser abgestellt, um die Leitungen vor Frostschäden zu schützen. In diesem Jahr zeigte das Thermometer dabei 20 Grad. Bei genauerer Betrachtung ist diese Entwicklung allerdings ganz und gar nicht entspannend.