Black History Month

„Wir verfolgen unsere Ziele jeden Tag“

Lucy Larbi setzt sich für Chancengleichheit ein. Foto: Mauricio Bustamante

Wenn es um Hamburgs Historie geht, werden die Geschichten Schwarzer Menschen oft übersehen. Im „Black History Month“ soll sich das ändern.

Hinz&Kunzt Randnotizen

Freitags informieren wir per Mail über die Nachrichten der Woche:

„Es gibt einen Quell von Schwarzer* Geschichte in Hamburg, der bisher unterbeleuchtet ist“, sagt Tanja Aminata Bah. Die Historikerin ist „Community Curator“ am Altonaer Museum. Sie fördert Geschichten von Menschen zutage, deren Einfluss oft unterschätzt wird. So wie die Hafenarbeiter, die hier 1930 eine Gewerkschaft gründeten: Das „International Trade Union Committee of Negro** Workers“ organisierte von Hamburg aus antikolonialen Widerstand. „Diese Geschichten werden selten erzählt“, so Bah. „Zum weißen Geschichtsnarrativ gehören sie nicht dazu.“

Bei einem Rundgang zu Schwarzer Nachbarschaftsgeschichte wird die Historikerin davon berichten. Es sei ihr wichtig, zum Black History Month ein „einsteigerfreund­­-li­ches“ Format anzubieten, sagt Bah. Auch wer sich erstmals mit Schwarzer Geschichte beschäftigt, ist willkommen. Das Museum beteiligt sich ebenfalls mit der Ausstellung „My Black Skin“ am Feiermonat: In der Säulenhalle werden Lebensgeschichten von 22 erfolgreichen Schwarzen Deutschen vorgestellt. Ihr Beispiel soll „empowern“ – Mut machen, auch dort Zugang zu finden, wo Schwarze Menschen oft auf verschlossene Türen treffen.

Lucy Larbi arbeitet seit 2015 daran, solche Türen zu öffnen. „Wir würden ja gern, aber es bewirbt sich keiner“: Das höre sie oft, wenn es um mangelnde Diversität in deutschen Unternehmen geht, sagt die Unternehmensberaterin, die 2015 den Verein „Future of Ghana Germany“ gründete. Beim Black History Month bietet der Verein ein Format für Firmen an, das unsichtbare Hürden auf dem Jobmarkt sichtbar macht. „Damit dieser Satz nicht mehr fällt“, sagt Larbi.

„Es gibt einen Quell Schwarzer Geschichte in Hamburg.“– Tanja Aminata Bah

Menschen aus Ghana bilden laut Larbi eine der größten Schwarzen Communities in der Stadt. Oft seien sie oder ihre Eltern aus Westafrika migriert und müssen erst einmal Fuß fassen. Wer selbstständig arbeiten will, braucht Kapital, ein Netzwerk, Expertise. „Das sind Privilegien, die Schwarze Menschen oft nicht haben“, sagt Larbi. „Deswegen gibt es uns.“

Die Förderung des Vereins setzt früh an: Mentor:innen mit ähnlicher Familiengeschichte unterstützen Schwarze Vorschulkinder beim Lesenlernen und helfen, in der Schule erfolgreich zu sein. Die Vorbilder seien wichtige Bezugspersonen, sagt Larbi. Dank ihrer Rückendeckung könnten Schwarze Kinder selbstbewusster auf andere zugehen. Der Verein unterstützt auch beim Einstieg ins Berufs­leben und bringt Schwarze Grün­der:innen, Jobsuchende und Fir­­men­chef:innen in Kontakt.

Beim Black History Month Hamburg gilt: Wer mitmachen möchte, macht mit. Mittlerweile gebe es so viele Organisationen, dass zahlreiche ihr eigenes Programm zusammenstellen, heißt es seitens der ehrenamt­lichen Gruppe „BHM Hamburg“, die vor 27 Jahren begann, den Feiermonat zu etablieren. Die Gruppe bemüht sich um Überblick, die Facebook-Seite „Black History Month Hamburg“ wird laufend aktualisiert. Doch die Frei­willigen kommen kaum hinterher. Im „Pride Monat“ weht in Hamburg das Regenbogenbanner vor dem Rathaus. Solche Bekenntnisse zum Black History Month gibt es von staatlicher Seite nicht. Es legen aber offenbar auch nicht alle Schwarzen Communities Wert darauf, dass die Stadt sich ihre Anliegen zu eigen macht. Manchen erscheine der Feiermonat als Lippenbekenntnis, sagt Bah. Die Kritik: Da werde einmal kräftig für die Anerkennung Schwarzer getrommelt, und im Rest des Jahres bleibe alles beim Alten.

Für Lucy Larbis Engagement steht der Black History Month nicht im Fokus. Er sei relevant und wichtig, sagt sie. „Aber wir verfolgen unsere Ziele jeden Tag.“

Artikel aus der Ausgabe:

Wenn Armut krank macht

Wie Armut psychisch krank macht, wie kranke Obdachlose in Hamburg zu wenig Hilfe bekommen und wie eine Community Health Nurse den Bewohner:innen auf der Veddel hilft – mit Zeit. Außerdem: KI-Kunstwerke generiert aus Schicksalen von Obdachlosen und beindruckende Bilder aus Georgien.

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Autor:in
Annabel Trautwein
Annabel Trautwein
Annabel Trautwein schreibt als freie Redakteurin für Politik, Gesellschaft und Kultur bei Hinz&Kunzt - am liebsten über Menschen, die für sich und andere neue Chancen schaffen.

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