Jahr für Jahr lehnt Hamburgs Sozialbehörde es ab, die Notunterkünfte für Obdachlose auch tagsüber zu öffnen. Die neue Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer will daran festhalten.
Auch unter Hamburgs neuer Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer (SPD) wird das Winternotprogramm für Obdachlose nur nachts geöffnet. Sie habe in dieser Frage keine andere Haltung als ihre Vorgängerin, erklärte Schlotzhauer gegenüber Hinz&Kunzt.
Die bisherige Sozialsenatorin Melanie Leonhard (ebenfalls SPD) hatte zuletzt im Dezember im Hinz&Kunzt-Interview die oft kritisierte Tagesschließung der Notunterkünfte verteidigt. „Unser Ansatz ist, die Tagesstunden zu nutzen, um Beratungsangebote zu ermöglichen“, sagte sie. Die Obdachlosen sollen also tagsüber Beratungsstellen aufsuchen und daher jeden Morgen die Einrichtungen verlassen.
Diesen Ansatz möchte Schlotzhauer offenbar fortführen. Sie eröffnete am Donnerstag eine neue Tagesaufenthaltsstätte für Obdachlose in der Spaldingstraße in Hammerbrook, die das Winternotprogramm laut Senat ergänzen soll. In den großzügigen Räumlichkeiten soll es neben Speisesaal und Ruheraum auch eine Sozialberatung geben.
Könnte man nicht stattdessen die Notunterkünfte tagsüber geöffnet lassen, die Beratung dort anbieten und darauf verzichten, die Bewohner:innen allmorgendlich vor die Tür zu setzen? Diese Frage wollte die Sozialsenatorin Hinz&Kunzt bei der Eröffnung nicht beantworten.
Sozialverbände, Bürgerschaftsopposition, Bezirkspolitiker:innen und auch Hinz&Kunzt fordern seit Jahren, die Unterkünfte des Winternotprogramms auch tagsüber zu öffnen. Das zentrale Argument: Nur so könnten die Obdachlosen besser zur Ruhe kommen und Kraft sammeln, um die Lösung ihrer Probleme in Angriff zu nehmen. Das lehnt die SPD-geführte Sozialbehörde seit jeher ab.