Bei einer Konferenz in Madrid fordern Politiker:innen und NGOs, bei der Bekämpfung von Obdachlosigkeit auf „Housing First“ als Strategie für die Zukunft zu setzen. Nur so lasse sich Obdachlosigkeit in Europa bis 2030 wirklich abschaffen.
Die Europäische Union hat sich viel vorgenommen: Bis zum Jahr 2030 soll es in Europa keine Obdachlosigkeit mehr geben. Ein „Weiter so“ steht also nicht zur Debatte, findet auch die spanische Sozialministerin Ione Bellara: „Wir brauchen einen Paradigmenwechsel“, sagte sie auf dem „Housing First Europe Hub“ in Madrid, „wir müssen uns auf Menschenrechte konzentrieren und nicht frühere Fehler wiederholen, unter denen Obdachlose gelitten haben.“ EU-Kommissar Nicolas Schmit kündigte die finanzielle Unterstützung der EU-Kommission für das Erreichen der sogenannten Agenda 2030 an: „Ohne ausreichend bezahlbaren Wohnraum wird es schwierig werden, das Ziel zu erreichen – aber mit EU-Förderungen kann es gelingen“, so Schmit.
Zwei Tage lang haben in Madrid rund 250 Teilnehmer:innen aus 15 Ländern diskutiert, unter ihnen Politiker:innen und NGO-Vertreter:innen. Am Ende der Konferenz kommen sie zu einer zentralen Erkenntnis: „Housing First ist der Schlüssel, um Obdachlosigkeit in Europa bis zum Jahr 2030 zu beenden.“ Obdachlose sollen also künftig ohne Vorbedingungen in eigene Wohnungen statt in Notunterkünfte vermittelt werden. In Europa sind schätzungsweise 700.000 Menschen obdachlos, viele weitere sind von einem Wohnungsverlust bedroht.
Bisherige Erfahrungen mit Housing First machen Mut für sie: „Housing First ist der einzige Ansatz in der Wohnungslosenhilfe, bei dem die Mietstabilität nachweislich 70-90 Prozent beträgt“, sagt Samara Jones, Koordinatorin der Konferenz. Das heißt, wer einmal einen Mietvertrag über eine Housing-First-Wohnung abschließt, bleibt größtenteils auch dauerhaft dort wohnen.
Hamburg startet im Juli mit Housing First
Während die USA, Finnland und Österreich bereits langjährige positive Erfahrungen damit gemacht haben, startet in Hamburg im Juli das erste Housing-First-Modellprojekt mit Wohnungen für zunächst 30 Langzeitobdachlose. Im Mai will die Sozialbehörde den Träger dafür bekannt gegeben. Bis die ersten Menschen einziehen können, kann es allerdings noch bis Anfang 2023 dauern – zunächst müssen Wohnungen gefunden werden.