Zum 100. Geburtstag des FC St. Pauli stellen wir ab heute 100 Paulianer vor, denn: den Mythos machen die Menschen!
Ohne sie wäre der Kiez-Klub ein Verein wie jeder andere. Vom schwulen Präsidenten bis zur Putzfrau, vom Papst bis zum Punk – es sind die Legenden und schrägen Vögel, die den Mythos leben. 100 Jahre St. Pauli – 100 St. Paulianer im Mini-Porträt
Teil 8: Vom Westfalen bis zum Schwarzafrikaner
Willi Reimann (60): Als Trainer schleifte der „harte Hund“ zweimal die Pauli-Spieler, 1986 und 1999. Dabei hatte „der westfälische Sturkopf“ noch zu seinen Zeiten bei Altona 93 getönt: „Zu den Braunen geh ich nie!“
Sven Meyer (39): Als „Mini“ vom Fanclub „Kleine Mexikaner“ sich im Januar im Stadion bedanken wollte, versagte seine Stimme, so gerührt war er über die Unterstützung des Vereins. Und so tief saß wohl noch der Schock nach dem schweren Unfall, als er vergangenen Sommer in Aachen im Siegestaumel (5:0) von der Tribüne stürzte. Zwei Wochen Koma, lebensgefährliche Kopfverletzungen: „Ich hatte schon da oben angeklopft.“
Reinhold Beckmann (54): Der TV-Moderator prägte den Satz: „Der FC St. Pauli ist das Freudenhaus der Liga.“ Beckmann organisiert jährlich den „Tag der Legenden“. Stars wie Uwe Seeler und Felix Magath kicken für Jugendliche in benachteiligten Hamburger Stadtteilen.
Jan Kocian (52): Niemand konnte am Millerntor so wunderbare Handstandüberschläge hinturnen wie der slowakische Nationalkicker Anfang der 90er.
Andreas Reinke (41): Seit der Keeper ab 1993 im Millerntor stand, entpuppte sich der HSV-Zugang als einer der besten Tormänner des FC.
Carsten Pröpper (42): Der Spielmacher schaffte 1995 mit dem Kiez-Club den Aufstieg ins Oberhaus, doch wurde der Bankkaufmann nie Publikumsliebling. Er nahms gelassen: „Ich bin nicht mythoskompatibel.“
Dirk Zander (45): Es war sein „Schuss in die Glückseligkeit“, als der Mittelfeld-Künstler 1988 mit dem 1:0 gegen Ulm seinen Verein in die Erste Liga kickte. Seine Karriere beendete der „Fisch“ genannte Angel-Fan nach einem Kreuzbandriss.
Uli Maslo (71): Mit einer offensiven Taktik brachte der Trainer den Club 1995 in die Erste Liga, doch seine ebenso offensive Mundart („Ich bin stolz ein Deutscher zu sein.“) gefiel nicht allen. Maslo kümmerte es wenig: „Ich will nicht beliebt sein.“
Tatjana Groeteke (46):Die Journalistin rückte 1999 als erste Frau in den Aufsichtsrat, wurde Geschäftsführerin und eine der Hauptfiguren in einer Schlammschlacht, die bis heute nebulös erscheint. Es soll um Scheinverträge gegangen sein, um Telefonterror und Abhöraktionen. Am Ende flog Groeteke raus, weil sie 38,10 Euro unterschlagen haben soll.
Guy Acolatse (68): Der Stürmer aus Togo war der erste Schwarzafrikaner, den je ein deutscher Profiverein verpflichtete. Allerdings mit mäßigem Erfolg: Der Angreifer schoss nur sechs Tore in 43 Spielen, galt als „schwieriger Charakter“.
Teil 1: Vom Top-Talent bis zum Aufstiegstrainer
Teil 2: Vom heiligen Vater bis zum vielleicht besten Trainer ever
Teil 3: Von einer Königin bis zu kultigen Krachmachern
Teil 4: Vom „Commandante“ bis zum „Boller“
Teil 5: Vom Zeugwart bis zum Rübentransporter