Für den Klimaschutz soll Hamburg seine Wohnungsbaupläne bremsen, fordert der Klimabeirat. Doch die Einschätzung beruht auf falschen Annahmen. Auf der Strecke blieben Wohnungslose.
Um Ressourcen zu sparen, soll Hamburg weniger Wohnungen als bislang neu bauen – diese Empfehlung gab in dieser Woche der Klimabeirat ab. Angesichts einer aktuellen Bevölkerungsprognose seien jährlich nur noch 5000 statt wie geplant 10.000 neue Wohnungen nötig. Und das, obwohl die Mieten in Hamburg gerade so stark gestiegen sind wie lange Zeit nicht mehr.
Wie kommt das Expert:innengremium angesichts solcher Entwicklungen auf die Idee, dass weniger neue Wohnungen gebaut werden sollten? Die Empfehlung basiert auf der Annahme, dass die Stadt bis zum Jahr 2035 um 74.000 Haushalte wachsen werde. Eine Zahl, die das Statistikamt im Sommer veröffentlicht hat. „Dies entspräche einem Zubau von ca. 5000 Wohneinheiten pro Jahr“, schlussfolgert nun der Klimabeirat.
Das sei eine „hochproblematische Bedarfsschätzung“, kritisiert die Diakonie. Wohnungslose und Wohnungsnotfälle etwa blieben unberücksichtigt, alleine für sie bräuchte man 2000 neue Wohnungen pro Jahr. Die Stadtentwicklungsbehörde stützt diese Ansicht: Die vom Klimabeirat genutzte Zahl entspreche nicht dem Neubaubedarf, der zur Bedarfsdeckung und Entspannung des Wohnungsmarktes erforderlich sei, teilt sie auf Hinz&Kunzt-Anfrage mit.
Der Klimabeirat verteidigt seine Empfehlung gegen die Kritik. Der Mangel an günstigem Wohnraum müsse bei einer Überprüfung der Neubauquote ebenfalls diskutiert werden, teilt Geschäftsführer Manfred Brasch auf Hinz&Kunzt-Nachfrage mit: „Der Klimabeirat Hamburg mahnt aber naturgemäß eine Überprüfung vorrangig aus Sicht des Klima- und Ressourcenschutzes an – nicht mehr und nicht weniger.“