Hinz&Kunzt hat ab sofort ein neues Zuhause. Neben der Geschäftsstelle ziehen auch 24 ehemals obdachlose Menschen in den Neubau in St. Georg ein.
Nach mehr als zehnjähriger Suche und Vorarbeit zieht Hinz&Kunzt am 22. September 2021 um. „Damit geht für uns ein Traum in Erfüllung: Wir haben endlich ein Haus, das Geschäftsstelle und Wohnraum vereint“, so Geschäftsführer Jörn Sturm. „Wir sind sehr froh, dass unsere Verkäufer:innen mehr Platz, neue Sanitäranlagen und eine einladende Atmosphäre haben.“ Das ist besonders wichtig für Menschen, die sonst wenig Ruhe im Alltag haben.
Neu ist, dass im Gebäude der Hinz&Kunzt-Geschäftsstelle erstmalig auch Verkäufer:innen leben werden. „Wohnungen für Obdach- und Wohnungslose fehlen in dieser Stadt“, so Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer. „Gerade während der Pandemie hat sich gezeigt, wie wichtig ein Dach über dem Kopf ist und wie gut es funktioniert. Unser Projekt ist nur ein kleiner Beitrag, aber wir wollen zeigen, dass es geht.“
Entstanden sind fünf Wohngemeinschaften und eine Familienwohnung, in denen drei bis fünf Personen zusammenleben. Alle 24 Bewohner:innen haben ein eigenes Zimmer, die Badezimmer teilen sich maximal zwei Personen, Küche und Wohnzimmer sind für alle da. Die Mietverträge sind unbefristet, die Miete orientiert sich mit 6,60 pro Quadratmeter an den Anforderungen des sozialen Wohnungsbaus.
Aufgenommen werden können alle, die langfristig Interesse an einem WG-Leben haben. Über die Zusammensetzung der Wohngemeinschaften entscheidet das Team aus der Hinz&Kunzt-Sozialarbeit. Der Einzug in die Wohnungen erfolgt ab 1. Oktober 2021. „Unsere Verkäufer:innen sollen es sich in der fertig eingerichteten Wohnung sofort gemütlich machen können“, so Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer. „‘Das gemachte Bett‘ lautet das Motto für die Inneneinrichtung. Wir sind sehr gespannt auf unser Experiment.“
Der Hausbau – eine lange Geschichte
Die neue Heimat des Hamburger Straßenmagazins liegt in der Minenstraße 9 im Hamburger Stiftsviertel. Die Suche nach einem Grundstück in Innenstadtlage war mühsam. Erst Johannes Jörn, Vorstand des Hinz&Kunzt-Gesellschafters Patriotische Gesellschaft von 1765 und zugleich im Vorstand der Amalie Sieveking-Stiftung, konnte eine Baulücke vermitteln. Dank Sozialinvestor Holger Cassens entstand ein Neubau, in dem nun das Leuchtturmprojekt entsteht: Geschäftsstelle und Wohnraum unter einem Dach.
Die Amalie Sieveking-Stiftung hat der Mara & Holger Cassens Stiftung das Grundstück in Erbpacht überlassen. Das Gebäude bleibt in Besitz der Mara & Holger Cassens Stiftung. Das Straßenmagazin bekommt einen Mietvertrag mit einer Laufzeit von 30 Jahren und zahlt wie bisher eine ortsübliche Miete. Das Beste: Die Wünsche und Bedürfnisse von Hinz&Kunzt wurden beim Neubau berücksichtigt. Die Geschäftsstelle wird überwiegend mit dem bisherigen Mobiliar ausgestattet. Für die Wohnungen haben erfahrene Gestalter:innen funktionale und ästhetische Ausstattungsideen und Möbel entwickelt und damit „das gemachte Bett“ für die Verkäufer:innen verwirklicht.