Wohnungspolitik :
Berlins Sozialsenatorin will Quote für Obdachlose

Berlins Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke). Foto: Reto Klar, Funke Foto

Sozialsenatorin Elke Breitenbach treibt die Diskussion über die Beseitigung von Obdachlosigkeit in der Hauptstadt weiter voran: Mithilfe einer Quote will sie die Menschen bis 2030 von der Straße holen.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Jede zehnte Wohnung, die bei einer der sechs landeseigenen Wohnungsgesellschaften in der Hauptstadt frei wird, soll künftig an Obdach- oder Wohnungslose vermietet werden. Das hat Berlins Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) vorgeschlagen. Die Quote soll auch für neugebaute städtische Wohnungen gelten. Zudem könnten 6400 landeseigene Mikro-Appartments zur Beseitigung von Obdachlosigkeit genutzt werden. Diese werden bislang zeitweise vermietet, etwa an Polizeischüler:innen, so ein Sprecher der Sozialverwaltung gegenüber Hinz&Kunzt. Erklärtes Ziel der Politikerin ist es, dass es 2030 in Berlin keine Obdachlosen mehr gibt.

Noch vor der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus, die zeitgleich zur Bundestagswahl am 26. September stattfindet, werde die Senatorin ihren „Masterplan“ vorstellen. „Dieser Plan ist ein Diskussionsangebot, eine Anleitungsgrundlage für die nächste Regierung“, soagte ihr der Sprecher weiter. Es gehe Breitenbach um einen grundsätzlichen Paradigmenwechsel in der Obdachlosenpolitik. Der bedeute nicht nur bessere Hilfen, sondern spare der Stadt langfristig auch Geld ein. „Die Kosten der Unterkünfte sind um ein Vielfaches höher als die Mieten von Wohnungen.“

Obdachlosenhilfe in Berlin
In der Hauptstadt klappt’s mit „Housing First“
Hamburg zögert noch, aber in Berlin funktioniert es schon: Housing First bringt Obdachlose in Wohnungen. Für das Pilotprojekt gibt es viel Lob. Sozialsenatorin Elke Breitenbach will damit das ganze Hilfesystem reformieren.

Die Linken-Politikerin sorgt seit einiger Zeit mit ihren Maßnahmen im Kampf gegen Obdachlosigkeit für Aufsehen. So brachte sie vor drei Jahren ein „Housing-First“-Modellprojekt auf den Weg, auf das Hamburg bis heute wartet. Die Idee dahinter: Obdachlosen ist am besten geholfen, wenn sie erst eine Wohnung bekommen und dann weitere Unterstützung. Regelmäßig lädt Breitenbach soziale Träger, Ämter und Polizei zu Gesprächen ein, um mit allen Akteur:innen neue Strategien zu entwickeln. „Ich möchte, dass die Gesellschaft sagt: Wir wollen gemeinsam dafür sorgen, dass die Wohnungslosigkeit in dieser Stadt bis 2030 beendet ist“, sagte die Senatorin jüngst in einem Zeitungsinterview.

Die Obdachlosigkeit bis 2030 in ganz Europa überwinden: Das ist seit vergangenen November Ziel des Europaparlaments. Berlin ist die erste deutsche Metropole, die sich diesem Plan angeschlossen hat. Laut Sozialverwaltung leben in der Hauptstadt rund 30.000 Menschen in städtischen Unterkünften, weitere 2000 auf der Straße. Hinzu kommen rund 18.000 Geflüchtete in öffentlicher Unterbringung.

Autor:in
Ulrich Jonas
Ulrich Jonas
Ulrich Jonas schreibt seit vielen Jahren für Hinz&Kunzt - seit 2022 als angestellter Redakteur.

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