Hamburgs öffentliche Trinkwasserspender sollen am Donnerstag wieder in Betrieb gehen. Wegen der Coronapandemie waren sie vor mehr als einem Jahr abgestellt worden. Zwei der fünf Säulen sind allerdings Bauarbeiten zum Opfer gefallen.
Die öffentlichen Trinkwassersäulen an der Alster und am Stadtpark sollen nach der Corona-Zwangspause ab Donnerstag wieder sprudeln. Das teilte Hamburg Wasser auf Nachfrage von Hinz&Kunzt mit. Die Wiederinbetriebnahme sei „angesichts des eher geringen Risikos von Schmierinfektionen und der kontinuierlichen Reinigung der Spender vertretbar“, hatte die Gesundheitsbehörde zuvor erklärt. Der Wasserspender am Rathaus wurde allerdings nach Bauarbeiten abgebaut, der an den Landungsbrücken bleibt vorerst außer Betrieb.
Bereits vor fast zwei Jahren hatte die Hamburgische Bürgerschaft den Senat mit großer Mehrheit aufgefordert, „mindestens 100 neue Trinkwasserspender“ aufzubauen. Passiert ist seitdem wenig. Nun erklärte der Senat, die Planungen für den Bau drei neuer Wasserspender am Hamburger Berg/Ecke Reeperbahn, am Heidi-Kabel-Platz und an der Alten Rabenstraße seien abgeschlossen. Wie schnell weitere Standorte erschlossen werden könnten, sei „von der pandemischen Lage abhängig“.
„Nicht nur Menschen, die auf der Straße leben, sondern wir alle brauchen in der Zukunft eine bessere öffentliche Trinkwasserversorgung.“– Klaus Wicher, SoVD
Die öffentliche Trinkwasserversorgung erscheint im internationalen Vergleich erbärmlich. So bietet Wien bei etwa gleicher Einwohner:innenzahl den Menschen rund 1000 Trinkbrunnen. „Da ist Hamburg beschämend schlecht aufgestellt“, sagte kürzlich der Hamburger Landesvorsitzende des Sozialverbands Deutschlands Klaus Wicher und erklärte angesichts des Klimawandels: „Nicht nur Menschen, die auf der Straße leben, sondern wir alle brauchen in der Zukunft eine bessere öffentliche Trinkwasserversorgung.“
Die Versorgung von Obdachlosen mit Trinkwasser hält der Senat offenbar für unproblematisch: In seiner Antwort auf eine aktuelle CDU-Bürgerschaftsanfrage erklärte er, dass er das Angebot an Getränken in Tagesaufenthaltsstätten auch ohne sprudelnde Spender für „auskömmlich“ halte. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Dennis Thering sagte Hinz&Kunzt dazu: „Dass die Möglichkeit, sich selbst Wasser zu zapfen, den Menschen auch ein wenig Selbstbestimmtheit schenkt, spielt in der Denkweise des Senats keine Rolle.“ Zudem müssten Obdachlose unter diesen Bedingungen „durchgehend als Bittsteller agieren und mehrfach am Tag das Hilfesystem besuchen, um ausreichend Getränke zu erhalten“, kritisierte Thering.