Nach 1,5 Jahren endet das längste Winternotprogramm, das Hamburg je für Obdachlose aufgelegt hat. Während die Stadt sich um Anschlussperspektiven für psychisch Kranke bemüht, müssen hunderte andere auf die Straße zurück.
Die Stadt will die Einzelzimmerunterkunft für Obdachlose mit psychischen und physischen Problemen länger als geplant geöffnet lassen. Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) erklärte, dass die Bewohner:innen erst alle versorgt sein müssten, bevor die Einrichtung in der Eiffestraße wie vorgesehen schließen könne. „Wir können es nicht verantworten, die wieder auf die Straße zu entlassen“, sagte Leonhard im Sozialausschuss der Bürgerschaft. Viele seien so krank, dass ein Leben auf der Straße für sie zu gefährlich sei.
Zuletzt übernachteten in der Unterkunft nach Angaben des Betreibers Fördern und Wohnen 66 Menschen. Besondere Probleme bereitet es der Behörde laut der Senatorin, geeignete „Anschlussperspektiven“ für Obdachlose aus anderen Ländern ohne Rechtsansprüche in Deutschland zu finden. „Es wird uns noch einige Monate sehr bewegen, wie wir das lösen“, sagte sie.
Weniger Probleme hat die Stadt offenbar damit, die derzeit noch knapp 500 Bewohner:innen der anderen Unterkünfte des Winternotprogramms auf die Straße zu setzen. Die Einrichtungen in der Friesenstraße, Kollaustraße und Schmiedekoppel sollen wie geplant im Laufe des Junis geschlossen werden. Der Senat hatte angekündigt, sie so lange geöffnet zu lassen, bis allen Obdachlosen ein Impfangebot gemacht wurde. In diesen Tagen sind laut Leonhard das dritte Mal mobile Impfteams vor Ort, um Bewohner:innen gegen Corona zu impfen. Insgesamt seien in den Notunterkünften und Tagesaufenthaltsstätten inzwischen 1700 Menschen geimpft worden.
730 Obdachlose in dauerhafte Unterkünfte vermittelt
Mit dem Ende des Winternotprogramms fährt die Stadt die Kapazitäten der Notunterkünfte erstmals seit 1,5 Jahren drastisch zurück. Aufgrund der Pandemie waren die Einrichtungen 2020 anders als üblich auch im Sommer geöffnet gewesen. In dieser Zeit sei auch die Sozialberatung dort verstärkt worden, betonte die Sozialsenatorin im Ausschuss: 730 Obdachlose hätten so in dauerhafte Unterkünfte der Stadt vermittelt werden können. Wie viele den Sprung in eine eigene Wohnung geschafft hätten, konnte Leonhard nicht sagen. Seit November 2020 hat die Behörde 3607 Übernachtende im Winternotprogramm gezählt.